Mindestens elf Tote bei Anschlag in Kandahar
18. Juli 2019Die Angreifer hätten mit einer Autobombe das Polizeihauptquartier in Kandahar angegriffen, so Bahir Ahmadi, ein Sprecher des Provinzgouverneurs. Dabei wurden mindestens 11 Menschen getötet, zudem kamen vier Angreifer ums Leben. Mehr als 80 Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht.
Laut Ahmadi hatte am späten Donnerstagnachmittag erst ein Selbstmordattentäter eine Autobombe vor einem der Eingänge des Polizeihauptquartiers gezündet. Mehrere Bewaffnete seien kurz darauf in das hochgesicherte Gebäude vorgedrungen. Später habe es zwei weitere Explosionen gegeben. Dem Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, zufolge waren insgesamt acht Angreifer an dem Anschlag beteiligt, zwei von ihnen sprengten sich demnach in die Luft.
Meterhohe Flammen am Anschlagsort
Die Kämpfe seien jetzt vorbei, so Polizeichef Tadin Chan gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die afghanische Armee und US-Helikopter seien in der Region präsent. Der Gouverneur der Provinz Kandahar, Hajatullah Hajat, teilte mit, dass sechs Lastwagen mit kommerziellen Gütern nach der heftigen Explosion ausgebrannt seien.
Bilder und Videos in sozialen Medien zeigen meterhohe Flammen, eine große Rauchwolke und zerstörte Fensterscheiben. Einem Beamten zufolge, dessen Büro sich neben dem Polizeihauptquartier befindet, haben mehrere Autos seiner Behörde nach der Explosion Feuer gefangen.
Am Freitag folgte ein weiterer Anschlag in der afghanischen Hauptstadt: Die Polizei meldete eine Explosion vor der Universität in Kabul. Zwei Menschen starben, weitere zehn sind verletzt. Bislang hat sich niemand zu diesem Angriff bekannt.
Weiter viel Gewalt in Afghanistan
Den Anschlag in Kandahar reklamieren die Taliban für sich, obwohl sie sich gerade in Verhandlungen zur Beendigung des jahrelangen Konflikts befinden. Vor eineinhalb Wochen war in Katars Hauptstadt Doha eine Gesprächsrunde zwischen den Konfliktparteien zu Ende gegangen. Das Treffen auf Einladung Katars und Deutschlands endete mit einer gemeinsamen Absichtserklärung für einen Friedensplan. Beide Seiten versprachen dabei eine Reduzierung der Gewalt.
Daran scheint sich derzeit aber keine der Konfliktparteien zu halten, denn der Angriff von Kandahar ist kein Einzelfall: Taliban-Kämpfer greifen fast täglich Kontrollposten, Stützpunkte oder Konvois der Sicherheitskräfte an. Gleichzeitig führen afghanische Streitkräfte mit US-Unterstützung Nachtoperationen und Luftschläge durch. Die Konfliktparteien glauben, durch erhöhten militärischen Druck die eigene Verhandlungsposition zu stärken.
Die Denkfabrik "International Crisis Group" warnte kürzlich in einer Analyse, die eskalierende Gewalt könne zu einer Verhärtung der Positionen führen. Nach Anschlägen in den vergangenen Wochen hatten Afghanen in sozialen Medien auch dazu aufgerufen, die Gespräche auszusetzen.
bru/jj (dpa, afp)