Vorsichtiger Optimismus nach Afghanistan-Konferenz in Doha
9. Juli 2019Zwei Tage lang haben gut 60 Afghanen aus Politik und Zivilgesellschaft auf Einladung von Katar und Deutschland mit den Taliban diskutiert - das Ergebnis der dritten innerafghanischen Gespräche im Golfemirat nährt die Hoffnung auf Fortschritte im Friedensprozess. Die radikalislamischen Taliban hätten zugesagt, die Gewalt einzuschränken, gab der deutsche Afghanistan-Beauftragte Markus Potzel zum Abschluss der Konferenz in der katarischen Hauptstadt Doha bekannt.
Keine zivilen Opfer mehr?
Laut ihrer gemeinsamen Abschlusserklärung wollen die Teilnehmer die Gewalt in dem kriegszerrissenen Land mindern. Angriffe auf religiöse Zentren, Schulen, Krankenhäuser, Bildungszentren, Basare, Wasserdämme oder Arbeitsplätze sollen demnach eingestellt werden. Die Zahl der zivilen Opfer solle auf Null gesenkt werden. Ferner sollen ältere, behinderte und kranke Gefangene freigelassen werden. Frauen wurde die Aufrechterhaltung ihrer Rechte in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Bildung und Kultur "im Rahmen der islamischen Werte" zugesichert.
Unklar ist aber noch, bis wann diese Ziele angestrebt werden sollen - und ob die Erklärung bindend ist. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen weigern sich die Taliban außerdem weiter, die breiter gefassten internationalen Verpflichtungen Afghanistans anzuerkennen, insbesondere jene im Bereich Frauenrechte.
Gespräche ohne Regierungsvertreter
Dass die Taliban in Dohan unter weibliche Delegierte mischten und englisch sprachen, wie die "New York Times" berichtet, wurde von aber von Teilnehmern der afghanischen Zivilgesellschaft als positives Signal gewertet. Es war das dritte Mal in diesem Jahr, dass die Konfliktparteien zu direkten Gesprächen zusammenkamen. Bereits im Februar und im Mai hatten sie sich in Moskau getroffen.
Vertreter der Regierung in Kabul waren bei den nun zu Ende gegangenen Gesprächen in einem Luxushotel in Doha zwar anwesend, repräsentierten aber nicht offiziell das Kabinett von Präsident Aschraf Ghani. Die Taliban lehnen direkte Gespräche mit Ghani ab, den sie als Marionette Washingtons betrachten. Die Kabuler Regierung nimmt auch nicht an den direkten Gesprächen zwischen den USA und den Taliban teil. Diese waren dem innerafghanischen Dialog vorangegangen und für die beiden Tage ausgesetzt worden. An diesem Dienstag werden sie wiederaufgenommen.
cw/rb (afp, ard, dpa)