Ist es die "Kirsche auf der Torte", wie Robert Lewandowski die Klub-WM nennt? Oder doch nur ein weiterer, überflüssiger Wettbewerb? Ohne Frage: Am Turnier der Kontinentalmeister, das gerade in Katar ausgespielt wurde, scheiden sich die Geister. Die meisten europäischen Fußballfans langweilt die Klub-WM. Der Champions-League-Sieger, der ohnehin gesetzt ist und erst im Halbfinale ins Turnier einsteigt, spielt gegen irgendwelche Klubs aus aller Welt, die sich meist aber nur als "Fallobst" herausstellen, sodass der Cup meistens sowieso mit nach Europa wandert.
Seit die Klub-WM 2005 den früheren Weltpokal abgelöst hat, kam das Siegerteam zwölfmal aus Europa, die anderen drei Male holten brasilianische Mannschaften den Titel. Im Grunde also ist der Wettbewerb immer schon vorher entschieden, ein Muster ohne sportlichen Wert. Und in den ohnehin schon randvollen Kalender passt er eh nicht.
Aus mehreren Gründen fragwürdig
Da die FIFA ihre Klub-Weltmeisterschaft zum zweiten Mal in Folge nach Katar vergeben hat, kommen auch andere Gründe hinzu, den Wettbewerb in der aktuellen Form abzulehnen:
1. In Zeiten der Corona-Pandemie machen Reisen quer durch die Welt überhaupt keinen Sinn, schon gar nicht, wenn es nur darum geht, den Sieger in einem Fußballturnier zu ermitteln.
2. Das Emirat Katar ist nach wie vor ein Unrechtsstaat. Menschenrechte gelten hier wenig, Frauenrechte nicht viel mehr. Die Diskussion über die unmenschlichen Bedingungen der Gastarbeiter auf den WM-Stadionbaustellen zieht sich seit Jahren hin. Konsequenzen gab es keine. Stattdessen bekam Katar mit der Klub-WM eine weitere Gelegenheit, sich durch den Sport vor der Welt reinzuwaschen.
Und 3. Da die FIFA beteiligt ist, geht es bei der Klub-WM in erster Linie nicht um Sport, sondern um Geld. Ein weiterer Wettbewerb, der den Sponsoren die Möglichkeit gibt, ihre Logos zur besten Sendezeit zu präsentieren, dekoriert mit Weltstars in kurzen Hosen. Ironischerweise ist FIFA-Präsident Gianni Infantino das Turnier, das fast alle Beteiligten schon jetzt als Klotz am Bein empfinden, noch zu klein. Nur die Corona-Pandemie hat verhindert, dass bereits die nächste Ausgabe im Dezember 2021 in Japan mit 24 statt sieben Teilnehmern ausgespielt wird. Das kommt jetzt erst 2022 - und die FIFA kann endlich noch mehr Geld verdienen.
Europäische Brille zur Seite legen
Gibt es also gar nichts Positives an der Klub-WM? Nicht ganz! Allerdings muss man dazu die europäische Brille zur Seite legen und den Wettbewerb aus Sicht der anderen Teilnehmer betrachten. Für sie ist der Wettbewerb etwas Besonderes. Denn wann bietet sich den besten Vereinen aus Asien, Mittelamerika, Ozeanien und Afrika sonst die Möglichkeit, sich auf einer großen Bühne mit den besten Teams der Welt zu messen? Ist es da nicht arrogant und gedankenlos, den Wettbewerb als unnötig und wertlos zu verteufeln?
Zwar hatten die Tigres aus Mexiko im Finale gegen den FC Bayern letztlich keine Chance, ein unvergessliches Erlebnis wird es für die Beteiligten dennoch bleiben. Man sollte den vermeintlich "Kleineren" im Weltfußball daher die Möglichkeit nicht verwehren, sich weiterhin mit den "Großen" zu messen. Was allerdings zu überlegen wäre, ist, ob der Wettbewerb wirklich als aufgeblähte Gelddruckmaschine der FIFA fortgesetzt werden sollte und ob man ihn noch einmal an ein Land vergibt, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden.