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DFB-Team macht Rückschritt nach vorne

19. Mai 2021

Bundestrainer Joachim Löw nominiert Thomas Müller und Mats Hummels für die EURO 2021. Damit revidiert er seine Entscheidung vom März 2019. Das DFB-Team kann dadurch nur gewinnen, meint Andreas Sten-Ziemons.

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Fußball | Thomas Müller, Mats Hummels
Wieder dabei: Thomas Müller (l.) und Mats Hummels (r.) fahren mit zur EMBild: Sven Simon/picture alliance

"Müller spielt immer", dieses einst von Bayern-Trainer Louis van Gaal festgelegte Gesetz galt bei der Fußball-Nationalmannschaft schon lange nicht mehr. Im März 2019 hatte Bundestrainer Joachim Löw entschieden, dass der Angreifer von Bayern München - ebenso wie Mats Hummels und Jerome Boateng - keine Zukunft mehr im Nationalteam habe. Gerade noch rechtzeitig zur verschobenen EURO 2021 hat Löw diese zu Recht oft kritisierte Entscheidung zurückgenommen. Allerdings ist es ein Rückschritt nach vorne.

Kein zweiter Müller

Der Bundestrainer hätte große Schwierigkeiten gehabt, einen weiteren Verzicht auf Thomas Müller stichhaltig zu erklären - auch unabhängig davon, dass mit Marco Reus ein herausragender Offensivspieler seine EM-Teilnahme abgesagt hat. Reus kann man ersetzen, aber einen wie Thomas Müller gibt es kein zweites Mal. Niemand hat seine Übersicht und sein Gefühl für den freien Raum, niemand ist gleichzeitig so mannschaftsdienlich und torgefährlich wie der 31-Jährige, niemand ist auf dem Platz so aktiv und laut wie er.

Kommentarbild von Andreas Sten-Ziemons
Andreas Sten-ZiemonsBild: Slawa Smagin

"Müller spielt immer", dieses Motto gilt seit der Amtsübernahme von Hansi Flick auch wieder beim FC Bayern - sehr zum Nutzen des Vereins übrigens. Und es muss auch bei der EM immer gelten. Löw hat sein Abschiedsturnier unter den Vorsatz gestellt, mit dem größtmöglichen Erfolg abzuschließen. Um die Zukunft der Nationalmannschaft und die Entwicklung sollen sich danach andere kümmern. Es geht nur um diese sieben Spiele und um den Silberpokal am Schluss - wie könnte man da auf Müller verzichten?

Hummels in der Hinterhand

Nicht ganz so entscheidend wie die "Begnadigung" Müllers ist die von Abwehrspieler Mats Hummels zu sehen. Zwar ist der Dortmunder nach wie vor einer der besten Innenverteidiger Deutschlands, aber eine garantierte Position in der Startelf muss es bei ihm nicht unbedingt sein. Mit Gladbachs Matthias Ginter und Antonio Rüdiger vom FC Chelsea hat sich in den vergangenen Monaten ein Innenverteidiger-Pärchen herausgebildet, mit dem man guten Gewissens ins Turnier starten kann.

Allerdings ist es beruhigend, einen Mats Hummels in der Hinterhand zu haben, falls es nicht läuft oder einer der beiden sich verletzt. Stünden dann "nur" der zuletzt angeschlagene Niklas Süle oder der im DFB-Team noch unerfahrene Robin Koch zur Verfügung, wären die Sorgenfalten Löws sicher tiefer.

Die Rückholaktion von Thomas Müller und Mats Hummels ist daher in vielerlei Hinsicht richtig. Alleine schon, weil sich Löw damit weniger angreifbar macht, indem er einen Ansatzpunkt für Kritik von vorneherein ausschließt. Mit der Wahl seiner Aufstellung kann Löw weiteres dafür tun. Den Rest müssen Müller und Co. dann auf dem Platz richten.