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KonflikteLibanon

Massive Luftangriffe Israels auf Hisbollah-Ziele im Libanon

30. Oktober 2024

Die israelischen Streitkräfte gehen im Libanon und im Gazastreifen weiter hart gegen ihre Feinde vor. Dabei töteten sie im Libanon nach eigenen Angaben Dutzende Kämpfer der Hisbollah.

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Eine dichte Rauchwolke steht nach einem Luftangriff über Ain Baal im Südlibanon
Die Ortschaft Ain Baal wurde von einem israelischen Luftangriff getroffen Bild: KAWNAT HAJU/AFP

Die israelische Luftwaffe hat erneut mehr als 100 Positionen der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon beschossen. Dutzende von "Hisbollah-Terroristen" seien am Dienstag getötet worden, teilte das Militär mit. Israelische Bodentruppen setzten demnach zugleich ihre "begrenzten und gezielten" Angriffe gegen die Miliz im Süden des Nachbarlandes fort.

Man habe große Mengen an Waffen entdeckt, Tunnelschächte gesprengt und Raketen zerstört, die in zivilen Gebieten aufgestellt und auf israelische Gemeinden gerichtet gewesen seien, hieß es weiter. Die Angaben des israelischen Militärs konnten unabhängig nicht überprüft werden.

Libanon meldet viele Todesopfer

Nach libanesischen Angaben werden bei den täglichen Angriffen Israels auch immer wieder Zivilisten getötet. So starben bei einer solchen Attacke auf eine Wohnung in der Küstenstadt Sidon nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens sechs Menschen, 37 weitere erlitten Verletzungen.

Libanons staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete, dass sich gegenüber dem Angriffsort ein der Hisbollah zugehöriger Gebäudekomplex befunden habe. Die Bewohner von Sidon wurden aufgerufen, Blut für die Opfer des Angriffs zu spenden. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht.

Rettungskräfte und Anwohner stehen vor zerstörten Gebäuden im Libanon (29.10.2024)
Helfer suchen nach Überlebenden nach einem Luftangriff in einer Ortschaft bei Sidon im Libanon (am Dienstagabend)Bild: MAHMOUD ZAYYAT/AFP

Darüber hinaus teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit, dass beim Beschuss des Ortes Sarafand, etwa 20 Kilometer weiter südlich von Sidon, mindestens acht Menschen getötet und 21 verletzt wurden. Bei einem Angriff auf Basurija im Südlibanon wurden den Behörden zufolge fünf Menschen getötet.

Ein Bagger räumt Trümmerteile nach einem israelischen Luftangriff in Sarafand zur Seite
Ein großer Trümmerhaufen nach einem Luftangriff in SarafandBild: MAHMOUD ZAYYAT/AFP

Bereits am Montag waren durch israelische Militärangriffe im Libanon nach Angaben der örtlichen Behörden 82 Menschen getötet worden, zudem gab es 180 Verletzte. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Beirut wurden seit Beginn der Gefechte zwischen der Hisbollah und Israel im Libanon bisher fast 2800 Menschen getötet und etwa 12.800 verletzt. Unter den Todesopfern seien über 500 Frauen und 160 Minderjährige.

Schlagkraft der Hisbollah reduziert

Auch die libanesische Hisbollah-Miliz setzt ihren Beschuss Israels fort. Im Laufe des Dienstags habe Hisbollah etwa 75 Geschosse abgefeuert, teilte das israelische Armee mit. Auch in der Nacht heulten im Norden Israels erneut die Warnsirenen. 

Die Hisbollah hat nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Joav Galant seit Kriegsbeginn einen Großteil ihrer Schlagkraft eingebüßt. Er schätze, dass die radikalislamische Miliz nur noch über rund 20 Prozent ihres früheren Arsenals an Raketen und anderen Geschossen verfüge, sagte Galant bei einem Besuch eines Armeestützpunktes im Norden Israels. Unklar blieb, auf welcher Grundlage er zu dieser Einschätzung gelangt ist. Von der Hisbollah gab es dazu bislang keine Angaben. 

Viele Todesopfer auch im Gazastreifen

Auch im Norden des Gazastreifens setzte die israelische Armee ihre Einsätze fort. In der Gegend von Dschabalija seien am Vortag Dutzende Terroristen bei Luftangriffen und in Nahkämpfen in dem westlich an Israel grenzenden Palästinensergebiet getötet worden, so die Armee. Auch im Süden und zentralen Abschnitt des durch Israel abgeriegelten Küstenstreifens am Mittelmeer sei man weiter vorgegangen. Die Angaben des israelischen Militärs zum Krieg im Gazastreifen ließen sich ebenfalls nicht unabhängig überprüfen. Die USA, Deutschland und etliche andere Länder stufen die Hamas und die Hisbollah als Terrororganisationen ein.

Neue Drohung gegen Teheran

Der israelische Armeechef Herzi Halevi hat dem Iran mit weiteren Angriffen gedroht, sollte das Land Vergeltung für den israelischen Beschuss am vergangenen Wochenende üben. Bei erneuten iranischen Raketenangriffen "werden wir wieder wissen, wie wir den Iran erreichen und sehr, sehr hart zuschlagen", sagte der Generalleutnant vor israelischen Soldaten, die an den Angriffen auf Ziele im Iran in der Nacht zum Samstag beteiligt gewesen waren.

Herzi Halevi, Generalstabschef der israelischen Streitkräfte, spricht zu Soldaten
Herzi Halevi, Generalstabschef der israelischen Streitkräfte (Archivbild)Bild: Israeli Defense Forces/IDF/dpa/picture alliance

Die israelische Armee hatte nach eigenen Angaben militärische Ziele im Iran beschossen, insbesondere Raketenfabriken und Luftabwehr-Anlagen. Damit reagierten die israelischen Streitkräfte auf einen iranischen Vergeltungsangriff auf Israel vom 1. Oktober.

Nach iranischen Angaben wurden bei den israelischen Angriffen vier iranische Soldaten getötet. Iranische Medien berichteten zudem von einem Zivilisten, der nahe der Hauptstadt Teheran getötet worden sei. Die Sachschäden durch die Angriffe beschrieb die iranische Armee jedoch als "begrenzt". Irans oberster geistlicher Führer Ayatollah Ali Chamenei erklärte am Sonntag, die Angriffe aus Israel dürften "weder überbewertet noch verharmlost werden".

kle/AR (dpa, afp)