Marco Reus führt den BVB zum Pokalsieg
14. Mai 2021Der Mannschaftskapitän wartete lange, bevor er sich zum Team begab. Der Coach, der in der kommenden Saison beim BVB allenfalls der Co-Coach sein wird, stand neben ihm. Dann ging erst Edin Terzic hoch zu der siegreichen Mannschaft, die schon seit Minuten hinter dem goldenen Pokal wartete, feixend. Dann schritt Marco Reus nach oben zur Siegerehrung, holte sich die Medaille, küsste den Pokal und stemmte die Trophäe in den Berliner Abendhimmel. 22:56 Uhr - Borussia Dortmund ist zum fünften Mal DFB-Pokalsieger.
Marco Reus immer beteiligt
Der Blick an diesem Abend auf den Mannschaftskapitän der Dortmunder ist unvermeidlich, weil Reus es war, der tatsächlich sein Team geführt hat. Immer wieder holt er sich den Ball, geht giftig in die Duelle und ist der Vorbereiter bei allen drei Dortmunder Toren in der ersten Hälfte. Jadon Sacho trifft früh (5.) und kurz vor dem Wechsel (45.+1) - die Aktionen gehen von Reus aus. Und auch als Erling Haaland seinen ersten Treffer an diesem Abend macht (28.), ist zuvor der Kapitän beteiligt.
Das schnelle Spiel über Reus ist in diesem DFB-Pokalfinale der entscheidende Faktor - und der Umstand, dass die Dortmunder in der ersten Hälfte immens früh stören und den Leipziger Spielaufbau schwierig machen.
Bei der EM dabei?
"Unglaublich, was wir in den vergangenen Wochen gezeigt haben", sagte der hochzufriedene Reus nach dem Schlusspfiff im ARD-Interview. Er verwies darauf, dass er im letzten Jahr lange verletzt war - und die Verletzungshistorie dieses Spielers ist so, dass man sich gar nicht vorstellen mag, was aus diesem Marco Reus eigentlich alles hätte werden können. Zweimal Pokalsieger ist er jetzt jedenfalls. Und Bundestrainer Joachim Löw, der ebenfalls im Berliner Stadion war, musste sich an diesem Abend - zu Recht - die Frage stellen lassen, ob er Reus zur EM mitnimmt.
Es wäre für diesen inzwischen 31-jährigen Fußballer eine schöne Wiedergutmachung. Erinnert sei nur an seinen Syndesmoseband-Anriss 2014, der ihn das Ticket zur WM in Brasilien kostete. Reus wäre ansonsten mit Sicherheit Teil des Weltmeister-Ensembles gewesen.
Und während auf Dortmunder Seite Interimscoach Edin Terzic bei seinem ersten Finale den ersten großen Titel holt, erlebt der scheidende RB-Coach Julian Nagelsmann, wie es sich anfühlt, wenn man wichtige Siege verpasst. Seine Mannschaft kann nach dem Wechsel zwar in veränderter Formation - mit Yussuf Poulsen und Christopher Nkunku - die zweite Halbzeit dominieren. Aber: Es dauert bis zur 71. Minute, bis Dani Olmo den Anschlusstreffer für RB Leipzig zum 1:3 erzielen kann. Das Aufbäumen bringt aber kein weiteres zählbares Ergebnis. Im Gegenteil: Sancho hätte in der Schlussphase (84.) mit einer 100-prozentigen Chance eigentlich die Sache klar machen müssen. Er ärgert sich hinterher selbst darüber, dass er seinen dritten Treffer nicht gemacht hat. Dann ist es der für den BVB so wertvolle Haaland, der in der 87. Minute zwar fast noch wegrutscht, den Ball aber trotzdem im Kasten von RB-Keeper Gulacsi unterbringt. Es dürfte nicht der letzte Pokal für Haaland bleiben, ob in Dortmund oder anderswo. Doch das ist eine andere Geschichte.