Macron spricht zu wütenden Franzosen
31. Dezember 2019Die Rentenreform werde umgesetzt, sagte Macron in der traditionellen Neujahrsansprache. Es handele sich um ein Projekt für Gerechtigkeit und sozialen Fortschritt. Er sei sich bewusst, dass getroffene Entscheidungen manchmal auf Widerstand stoßen. "Sollten wir es aufgeben, unser Land und unseren Alltag zu verändern? Nein", so der Staatschef.
Mit der umstrittenen Rentenreform will die französische Mitte-Regierung die Zersplitterung in 42 verschiedene Einzelsysteme beenden und damit auch zahlreiche Sonderrechte abschaffen. Die Reform war ein wichtiges Wahlversprechen Macrons - sie ist für ihn besonders nach der "Gelbwesten"-Krise zur Bewährungsprobe geworden.
Seit Beginn der Streiks hielt sich der Staatschef mit öffentlichen Äußerungen auffallend zurück. Der Dauerstreik legt seit dem 5. Dezember vor allem den öffentlichen Nahverkehr in Paris und den Fernverkehr im Land lahm. "Ich verspreche Ihnen heute Abend, dass ich all meine Energie darauf verwenden werde, unser Land zu transformieren, um es stärker, gerechter und menschlicher zu machen", erklärte der Präsident. Bedenken dürften dabei nicht zur Untätigkeit führen.
Macron will Rente mit 64
Macron verteidigte auch, dass die Franzosen erst mit 64 Jahren in Rente gehen sollen, wenn sie die vollen Bezüge erhalten wollen. Das gesetzliche Renteneintrittsalter von 62 Jahren will die Regierung nicht antasten. Allerdings müssen alle, die vor dem Alter von 64 in Rente gehen wollen, künftig mit Abschlägen rechnen. Es soll sichergestellt werden, dass das Rentensystem auch finanziert werden kann. Macron erwartet nach eigenen Worten, dass die Regierung schnell eine Lösung mit den Gewerkschaften finden werde. Doch diese zeichnet sich bisher nicht ab. Auch auf eine Streikpause zu den Feiertagen ließen sich die Gewerkschaften nicht ein. Die Regierung will erst am 7. Januar wieder mit den Sozialpartnern zusammenkommen.
nob/jj (afp, dpa, rtr)