Proteste: Der Ruf nach Freiheit und Demokratie
In vielen Teilen der Welt sind die Menschen 2019 gegen Korruption, Armut oder soziale Ungleichheit auf die Straße gegangen. Der starke Wunsch, etwas zu ändern, verbindet die Menschen weltweit.
Haiti - "Wir werden nicht wie Menschen behandelt"
Seit Monaten fordern in Haiti Demonstranten wie Aktivist Domini von der Organisation MONEGAF den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse. Der Regierung Haitis werden zahlreiche Korruptionsaffären vorgeworfen. Die Bevölkerung hat keinen Zugang zu Krankenhäusern, Bildung oder ausreichend Nahrung. Die Wut auf die politische Klasse ist groß. Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre.
Chile - "Die Menschen haben das Unrecht satt!"
Seit Ende Oktober halten die Proteste in Chile an, an denen auch Buchhalter Alex Munos Fuentes in Santiago teilnimmt. Immer wieder kam es zu schweren Ausschreitungen mit vielen Toten und massiven Menschenrechtsverletzungen. Die Menschen fordern tiefgreifende Reformen und wenden sich gegen steigende Lebenshaltungskosten.
Indien - "Dieses Gesetz wird das Land teilen"
Früchtehändler Mohammad Anas Qureshi demonstriert gegen das Staatsbürgerschaftsgesetz. Das umstrittene Gesetz erleichtert illegalen Migranten aus den drei mehrheitlich muslimischen Nachbarländern Bangladesch, Pakistan und Afghanistan die Einbürgerung - aber nur, wenn sie keine Muslime sind. Bei Großdemonstrationen sind bisher über 20 Menschen getötet worden.
Irak - "Ich stehe an eurer Seite - bis zum letzten Tag"
Hunderttausende Irakerinnen und Iraker protestieren wie die 66-jährige Umm Mahdi seit Anfang Oktober gegen die ihrer Ansicht nach korrupte und proiranische Regierung. Rund 460 Menschen wurden seither getötet. Auch der Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Abdel Adel Mahdi Ende November konnte den Unmut nicht dämpfen. Die Demonstranten fordern eine umfassende Reform des politischen Systems.
Iran - die Wirtschaft liegt am Boden
Bei den zweiwöchigen Unruhen im November im Iran sollen etwa 1500 Menschen getötet worden sein - ein Demonstrant, der nicht erkannt werden will, hält die Reste der Kugeln in der Hand, die von iranischen Sicherheitskräften auf Demonstranten gefeuert wurden. Ausgelöst wurden die Proteste durch die Bekanntgabe einer Benzinpreiserhöhung. Kraftstoff ist eigentlich staatlich subventioniert.
Hongkong - "Die Regierung soll endlich auf unsere Forderungen eingehen!"
Das verlangen die beiden jugendlichen Demonstranten, die sich Liberty Girl God und Little Brother nennen, bei Protesten in Hongkong im Dezember. Die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong steckt in einer ihrer schwersten politischen Krisen. Seit Juni kommt es regelmäßig zu Massenprotesten gegen die Regierung und gegen den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung.
Frankreich - "Nur die Reichen werden geschützt"
Didier Baylac protestiert gegen die geplante Rentenreform von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die Proteste und Streiks - vor allem im Bahnverkehr - dauern seit rund zweieinhalb Wochen an. Eine Lösung der Krise ist bisher nicht in Sicht. Die ehrgeizige Reformagenda Macrons wurde bereits im vergangenen Winter von der Protestbewegung der "Gelbwesten" stark kritisiert.
Bolivien - "Diese Regierung verkauft unser Heimatland"
Rivera Zampano hat zusammen mit anderen Unterstützern des zurückgetretenen bolivianischen Präsidenten Evo Morales eine Straßensperre errichtet. Anders als die Demonstranten, die ihre wochenlangen Proteste gegen die von Manipulations- und Terrorismusvorwürfen überschattete Wahl von Morales zu Staatschef richteten, ist Zampano überzeugt, dass Boliviens Übergangsregierung dem Land schaden wird.
Kolumbien - "Veränderungen geschehen durch Revolutionen"
Wie Andres Felipe Vargas protestierten in Kolumbien Anfang Dezember wieder Zehntausende gegen die Regierung von Staatschef Iván Duque. Zu den Forderungen der Demonstranten zählen unter anderem eine gerechtere Sozialpolitik, mehr Investitionen in das Bildungs- und Gesundheitssystem, mehr Schutz für Menschenrechtler sowie die Umsetzung des Friedensprozesses mit der ehemaligen FARC-Guerilla.
Libanon - "Sie rauben uns seit 30 Jahren aus"
Seit Mitte Oktober kommt es im Libanon immer wieder zu Ausschreitungen und Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft. Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Saad Hariri Ende Oktober richten Demonstranten wie Hiba Ghosn ihren Protest gegen die Ernennung des neuen Regierungschefs Hassan Diab, der von der schiitischen Hisbollah unterstützt wird.