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Politik

"Lukaschenko hat keine Ressourcen mehr"

6. November 2020

Die Opposition von Belarus hat das Militär der Ex-Sowjetrepublik zur Abkehr von Machthaber Alexander Lukaschenko aufgerufen. Die OSZE empfiehlt derweil, die umstrittene Präsidentenwahl zu annullieren.

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Weißrussland Belarus Alexander Lukaschenko Innere Sicherheit
Führt Belarus - früher Weißrussland genannt - seit 1994 mit harter Hand: Alexander LukaschenkoBild: Nikolai Petrov/picture alliance/dpa

"Man will Sie in einen Krieg gegen Ihr eigenes Volk hineinziehen", heißt es in einem Aufruf an die belarussischen Soldaten, der von der Bürgerrechtlerin und Ex-Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja sowie dem früheren Kulturminister Pawel Latuschko formuliert wurde. "Lukaschenko hat keine Ressourcen mehr, um sich an der Macht zu halten." Die Streitkräfte sollten vielmehr dem Volk gegenüber loyal sein. Sie sollten nicht "den kriminellen Befehlen" Folge leisten, so Tichanowskaja und Latuschko.

In Belarus kommt es seit der umstrittenen Präsidentenwahl im August regelmäßig zu Protesten gegen Alexander Lukaschenko. Der 66-Jährige hatte sich mit gut 80 Prozent der Stimmen erneut zum Sieger erklären lassen - nach 26 Jahren an der Macht. Die Opposition sieht hingegen Tichanowskaja als Wahlsiegerin an.

Belarus Minsk | Proteste von Senioren mit Flagge
Protest gegen Langzeit-Herrscher Lukaschenko in der belarussischen Hauptstadt MinskBild: Tass/dpa/picture alliance

Die Sicherheitskräfte gehen immer wieder brutal gegen friedliche Demonstranten vor. Allein am vergangenen Sonntag gab es rund 300 Festnahmen. Kritik an dem Vorgehen der Behörden kam einmal mehr von Amnesty International: "Indem die belarussischen Behörden Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer friedlichen Demonstration offiziell als 'Kriminelle' bezeichnen, zeigen sie ihre tiefe Missachtung der Menschenrechte und grundlegender Freiheiten", betonte die Menschenrechtsorganisation.

OSZE für Wahlwiederholung

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sprach sich dafür aus, die Präsidentenwahl unter internationaler Beobachtung zu wiederholen. Insgesamt gebe es "überwältigende Beweise" dafür, dass die Wahl vom 9. August 2020 gefälscht worden sei, heißt es in einem in Wien veröffentlichten Bericht. Die Abstimmung sei weder "transparent" noch "frei oder fair" verlaufen. Das offizielle Wahlergebnis müsse deshalb annulliert werden.

Die Vorwürfe im Zusammenhang mit schweren Menschenrechtsverletzungen seien "als massiv und systematisch befunden und zweifelsfrei bewiesen" worden, sagte der österreichische Jurist Wolfgang Benedek, der zahlreiche Eingaben von belarussischen Bürgern und Organisationen untersuchte. In einem ersten Schritt müssten die belarussischen Behörden nun "ihre Kampagne der Gewalt gegen friedliche Demonstranten" einstellen, alle zu Unrecht inhaftierten Personen freilassen und die Täter zur Rechenschaft ziehen, forderten OSZE-Experten.

Österreich Swetlana Tichanowskajas Besuch
Sprachen über Wege zur friedlichen Lösung der Krise in Belarus: Swetlana Tichanowskaja und Sebastian KurzBild: Dragan Tatic/BKA/dpa/picture alliance

Tichanowskaja dankte bei einem Treffen in Wien dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz dafür, dass er - wie auch andere EU-Staats- und Regierungschefs - Lukaschenko nicht mehr als Präsidenten anerkenne. An diesem Donnerstag endete offiziell die reguläre Amtszeit des Machthabers, der von Gegnern als "letzter Diktator Europas" bezeichnet wird.

wa/no (dpa, afp)