Von der Medizin zur Droge
30. April 2008Im Alter von 102 Jahren ist am Dienstag (29.4.2008) der Entdecker der Halluzinationsdroge Lysergsäurediäthylamid – kurz LSD - Albert Hofmann, gestorben. Er wohnte zuletzt in Burg im Kanton Basel-Land.
"Ich stellte die Substanz als eine Medizin her", sagte Hofmann viele Jahre nach seiner Entdeckung im Jahr 1938. "Es ist nicht meine Schuld, dass die Leute das missbraucht haben." Hofmann wollte für den Konzern Sandoz ein Mittel zur Behandlung von Schizophrenie und anderer psychischer Krankheiten entwickeln. Das LSD erwies sich im Tierversuch aber als ungeeignet und wurde von den Forschern erst einmal zur Seite gelegt.
"Alles im Raum drehte sich"
Erst am 16. April 1943 wiederholte Hofmann die Synthese von LSD und stieß dabei zufällig auf die erstaunliche Wirkung der Droge: Er hatte während der Herstellung etwas LSD durch die Haut aufgenommen. Bei einem nachfolgenden Selbstversuch erfuhr Hofmann erstmals die bewusstseinserweiternde Wirkung des Halluzinogens: "Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände und Möbelstücke nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an." Er beschrieb bunte, fantastische Gebilde, die auf ihn eindrängten und Kreise und Spiralen, die sich öffneten.
Hofmann entdeckte, dass LSD eine ähnliche chemische Struktur hat wie die Wirkstoffe in mexikanischen Drogenpilzen, die von Indianern für religiöse Zeremonien benutzt wurden. Anfangs verkaufte Sandoz LSD 25 unter der Bezeichnung "Delysid". Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre wurde der Wirkstoff dann von dem Harvard-Professor Timothy Leary populär gemacht. Die Kultfigur der Hippies warb für die psychedelischen Wirkungen der Droge mit dem Slogan: "Turn on, tune in, drop out".
Weltweites Verbot
Andere aber berichteten von Horrortrips und schrecklichen Erfahrungen unter dem Eindruck von LSD. Einige intensive Nutzer erlitten schwere psychische Schäden. Der Wirkstoff wurde 1966 in den USA verboten, danach folgten fast alle anderen Länder. Vor dem weltweiten LSD-Verbot waren viele Studien durchgeführt worden, die erste in der Schweiz 1947. Auch hatten internationale Forscher zum 100. Geburtstag Hofmanns einen Appell lanciert, unvoreingenommen mit LSD und verwandten Stoffen umzugehen.
Hofmann kritisierte die Verbote und forderte, LSD solle für die medizinische Verwendung weiter zugelassen sein. In seinem Buch "LSD - mein Sorgenkind" räumte er aber ein, dass die Droge gefährlich sei, wenn sie in die falschen Hände gerate.
Medizinische Wirkung wird wieder aufgegriffen
Heute ist der Wirkstoff für Ärzte und Psychotherapeuten wieder interessant: Die Schweizer Regierung hatte vor zwei Jahren eine Pilotstudie bewilligt zur Erforschung der Auswirkungen der Substanz bei schwer kranken Patientinnen und Patienten. Ziel ist herauszufinden, ob LSD einen positiven Effekt für die Psychotherapie haben kann. Auch soll erforscht werden, ob das Mittel ohne Risiko eingenommen werden kann. (vg)