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Feierlaune mit Ecstasy

Dorothée Brandt29. Januar 2007

Beim Konsum von Partydrogen liegen junge Deutsche im europäischen Vergleich vorn. Warum nehmen die Nachtschwärmer hohe Gesundheitsrisiken und die Suchtgefahr in Kauf?

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Ecstasy-Tabletten in verschiedenen Formen und Farben
Sie sind vollsynthetisch und kommen in vielen Formen und Farben daher: Ecstasy-TablettenBild: picture-alliance/rh

Das blonde Mädchen wirkt auf den ersten Blick zurückhaltend und schüchtern. Caroline ist 21 Jahre alt und studiert in Hamburg Psychologie und Spanisch. Sie kellnert in einer Studentenkneipe, um ihr Bafög aufzubessern und verbringt die Wochenenden meist in den Bars und Clubs der Stadt.

Doch wenn Caroline am Wochenende feiern geht, ist sie nach eigenen Angaben kaum wieder zu erkennen: Mindestens ein Mal pro Woche geht sie auf Electro-Partys und tanzt zu wummernden Bässen die Nächte durch. Ehrlich, doch mit Verlegenheitskichern, gibt Caroline zu, dass solche Nächte ohne aufputschende Drogen kaum denkbar wären. Ausprobiert hat sie einiges: "Ich habe gekifft und Ecstasy und LSD genommen, auch gekokst habe ich. Und hatte Spaß. Aber nicht oft."

Feiern mit Pille

Junge tanzende Frauen
Drogenumschlagplatz DiscothekBild: dpa

Während die Zahl von Heroinabhängigen in Deutschland stagniert, greifen vor allem junge Menschen immer häufiger zum Aufputschmittel Amphetamin. Vor allem beim Feiern in Diskotheken oder auf Partys werden Ecstasy, Kokain und Speed genommen. Experten schätzen, dass rund 25 bis 30 Prozent der Nachtschwärmer diese so genannten Partydrogen regelmäßig konsumieren. Während der Partys ist es denkbar einfach, sich eine Pille oder ein "Ticket", wie es umgangssprachlich heißt, zu kaufen. Was genau man dann in Händen hält, ist schwer zu sagen. Oft verbirgt sich hinter einer vermeintlichen Ecstasy-Pille nicht der synthetische Wirkstoff MDMA, sondern ein Chemiemix, dessen Wirkung unberechenbar ist. Die Intensität und Wirkungsdauer von Ecstasy kann extrem unterschiedlich sein.

Milena Schreiber ist Soziologin und arbeitet für die Hamburger Organisation "Jugend hilft Jugend" in der Suchtprävention. Konzept der Einrichtung ist es, dass Jugendliche auf Partys und Konzerten Drogenaufklärung für Gleichaltrige machen. Mit einem Infostand ist "Jugend hilft Jugend" deshalb bei Auftritten von bekannten deutschen und internationalen Musikern präsent.

Was ist am gefährlichsten?

Eine an diesem Stand häufig gestellte Frage ist laut Milena Schreiber die nach der gefährlichsten Droge. Ihre Antwort darauf fällt nüchtern aus: "Die schlimmste Droge per se gibt es eigentlich nicht. Gerade im Bezug auf Suchtentwicklung ist letztlich die Droge die schlimmste, mit der der Konsument persönlich nicht umgehen kann. Da ist es völlig egal, ob es Alkohol ist, Cannabis oder Heroin."

Neben zunehmendem Ecstasy-Konsum hat Milena Schreiber bei der Präventionsarbeit in Clubs und Konzerthallen auch einen Trend zum gewohnheitsmäßigen und teilweise exzessiven Kiffen bei den Partygängern zwischen 16 und 25 Jahren beobachtet.

Gefährlicher Mix

Früher waren Drogen stark an Musikszenen geknüpft: In der Rockszene wurde exzessiv getrunken, bei Hiphop und Reggae in rauhen Mengen gekifft und in der Electroszene wurden chemische Drogen konsumiert. Seit einigen Jahren lösen sich diese Abgrenzungen zunehmend auf. Viele der Partygänger greifen im Laufe eines Partywochenendes auf verschiedene Wirkstoffe zurück, um Energie oder Entspannung per Pille und Joint zu erlangen.

"Häufig wird das instrumentalisiert", sagt Milena Schreiber, "man puscht sich hoch mit Speed, Koks, Ecstasy und versucht dann runterzukommen mit Cannabis, es ist sozusagen integriert. Ich würde sagen, der Mischkonsum nimmt zu. Es gibt nicht mehr die 'nur-Kiffer', oder die, die 'nur' Ecstasy nehmen oder 'nur' Alkohol trinken." In diesem Mischkonsum liegen nach Schreibers Angaben die größten Risiken verborgen.

Auch wenn es an abschreckenden Beispielen nicht mangelt, verzichten Milena Schreiber und ihre Kollegen von "Jugend hilft Jugend" bei der Aufklärungsarbeit auf solche Geschichten. Sie wollen nicht Angst verbreiten, sondern fundiert über Risiken und Wirkungsweisen informieren. Von Jugendlichem zu Jugendlichem, auf Augenhöhe und ohne strafend erhobenen Zeigefinger.