Lissabon: Der Web Summit ist zurück
31. Oktober 2021Er ist wieder da, wenn auch noch COVID-geschwächt, der Web Summit. 40.000 Besucher erwartet Paddy Cosgrave, der Organisator, dieses Jahr vom 1. bis zum 4. November auf dem Messegelände in Lissabon - vor zwei Jahren waren es noch rund 70.000. Im vergangenen Jahr fand das Großereignis für Internetfreaks und Startup-Gründer nur virtuell statt, diesmal wird wieder vor Ort genetzwerkt, getalkt und - beim Night Summit - auch gefeiert. Streng nach den 3-G-Regeln, die die portugiesischen Gesundheitsbehörden vorgegeben haben.
"Wir haben mit der Regierung ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet", berichtet Cosgrave in einem Exklusivinterview mit der DW. Nur Geimpfte, Genesene und Getestete werden eingelassen, in den Messehallen müssen Masken getragen, im Freien soll Distanz gehalten werden. Für das nächtliche Feiern wurde ein neues Konzept entwickelt: "Statt Großveranstaltungen mit bis zu 5000 Teilenehmern zu bieten, haben wir diesmal über 100 Orte in verschiedenen Stadtteilen ausgewählt, um den Night Summit zu dezentralisieren", erklärt Cosgrave. Selbstverständlich übernehme die Organisation keine Verantwortung für diese Veranstaltungen, im Nachtleben sei eben Eigenverantwortung gefragt.
Starke deutsche Beteiligung
Trotzdem freut sich Cosgrave, dass die Veranstaltung wieder in Lissabon stattfindet: "Der Web Summit ist eine Netzwerkerveranstaltung und Netzwerke können eben besser aufgebaut werden, wenn man potentielle Partner persönlich trifft, das ist ein ganz anderes Niveau als online." Und es gibt einige Schwergewichte zu treffen: Schon in der Eröffnungsnacht am Montag wird die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen sprechen, zum Abschluss am Donnerstag dann der 'Internet-Erfinder' Tim Berners-Lee. Dazwischen diverse Bosse von Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und so ziemlich allem, was gerade ganz groß in Mode ist. Natürlich fehlen auch Nichtregierungsorganisationen wie Black Lives Matter oder Until Freedom nicht.
"Wir sind glücklich, dass über 200 Startups aus dem Bereich Nachhaltigkeit anwesend sein werden", schwärmt Paddy Cosgrave. Schließlich habe der Web Summit inzwischen alles Plastik von der Veranstaltung verbannt und wolle seine CO-2-Bilanz so gut wie möglich neutral halten. Weitere Schwerpunkte seien der Sicherheits- und Krypto-Bereich im Internet sowie internationale Steuergerechtigkeit bei multinationalen Konzernen. Selbstverständlich ist auch Deutschland beim Web Summit stark vertreten. Zum ersten Mal wird es einen eigenen deutschen Pavillon geben, in dem 25 Unternehmen und das Wirtschaftsministerium vertreten sein werden. "Deutschland ist inzwischen einer der wichtigsten Teilnehmer", versichert Cosgrave. "Sowohl was Besucher als auch was die Aussteller und das Engagement von Regierungsstellen betrifft."
Portugal will mitverdienen
Und natürlich lässt sich auch das Gastgeberland nicht lumpen: Portugal bezuschusst den Web Summit mit rund elf Millionen jährlich und rechnet sich im Gegenzug wirtschaftliche Vorteile in Höhe von 300 Millionen durch den Event aus - durch Hotelübernachtungen, Restauranteinnahmen, potentielle Firmengründungen und die rund 250 Arbeitsplätze, die der Web Summit in Portugal geschaffen hat.
Und obwohl inzwischen eine Universitätsstudie den finanziellen Nutzen auf höchstens ein Drittel davon ansetzt, freut sich Pedro Siza Viera, der Wirtschaftsminister des Landes: "Dass der Web Summit nach einem Jahr Corona-Pause wieder in Lissabon stattfindet, ist eine exzellente Nachricht für unsere Wirtschaft und unser Land."
Es kann von Montag bis Donnerstag also wieder fröhlich genetzwerkt werden in Lissabon. Trotz steigender Corona-Zahlen und COVID-Sorgen in vielen anderen europäischen Ländern.