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"Mindestens 5000 neue Jobs"

Claus Stäcker, zzt. Tansania4. Februar 2015

Der deutsche Industriedienstleister Ferrostaal plant ein Milliardenprojekt in Tansania. Das wurde am Rande des Staatsbesuchs von Bundespräsident Gauck bekannt. Die DW sprach mit Klaus Lesker von Ferrostaal.

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Klaus Lesker, Ferrostaal (Foto: Ferrostaal GmbH)
Bild: Ferrostaal GmbH

Tansanias Präsident Jakaya Kikwete posaunte es als Erster heraus. Der deutsche Industriedienstleister Ferrostaal plane ein Milliardenprojekt in seinen Land, verkündete er vor Journalisten am Rande des Staatbesuches von Bundespräsident Gauck. Klaus Lesker, Mitglied der Ferrostaal-Geschäftsführung, bestätigte, dass der Vertrag in Kürze unterschrieben werden soll. Bis 2019 soll in Tansania für „gute eine Milliarde Euro“ ein Erdgas-Düngemittelkomplex erbaut werden. Der Bau könnte 2016 beginnen und wäre die größte deutsche Einzelinvestition in Afrika seit Jahren.

Deutsche Welle: Herr Lesker, Tansania galt bislang kaum als attraktiver Investitionsstandort - nun plant die Ferrostaal GmbH ein industrielles Großprojekt – worum geht es genau?

Klaus Lesker: Wir werden als Konsortium mit internationalen Partnern aus Dänemark, Italien und Pakistan sowie der tansanischen Erdölentwicklungsgesellschaft TPDC aus Erdgas, Luft und Wasser Harnstoff-Dünger herstellen, der überall gebraucht wird. Tansania hat enorme Gasreserven, die in den nächsten Jahren erschlossen werden. Mit dem Düngemittelkomplex wird sich die Wertschöpfung in Tansania deutlich erhöhen.

Präsident Kikwete hätte nach eigenem Bekunden den Vertrag am liebsten schon während des Staatsbesuchs von Bundespräsident Gauck besiegelt gesehen. Jetzt ist von bürokratischen Hürden die Rede, kann das Projekt noch scheitern?

Nein, das sicherlich nicht. Wir waren eher erstaunt, dass der Präsident so aufs Tempo drückt. Es ist an sich alles verhandelt mit den Anwälten. Es gibt noch, wie immer, einige Formalien. Vielleicht kann es noch passieren, während unser Bundespräsident hier in Tansania ist. Ich will das nicht ganz ausschließen. Aber das Projekt selber ist mehr oder weniger auf Kurs.

Bundespräsident Joachim Gauch und der tansanische Präsident Jakaya Kikwete in Daressalam (Foto: picture-alliance/dpa/W. Kumm)
Bundespräsident Gauck mit Präsident Kikwete (r.) in TansaniaBild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Die Investitionssumme, die Ferrostaal offiziell angibt, liegt bei über einer Milliarde Euro. Bisher kommen alle 150 deutschen Unternehmen in Tansania zusammen nicht mal auf ein Drittel dieser Summe. Meines Wissens gab es seit Jahren keine so große deutsche Investition mehr in Afrika.

Ja, es ist sicher das größte deutsche Investment in Subsahara-Afrika. Wir werden hier mindestens 5000 Arbeitsplätze kreieren, und das ist nur der Nukleus für einen sicherlich viel größeren petrochemischen Komplex. Das steht außer Frage. Wenn Sie sehen, wie viel Gas in diesem Land ist, was man vermutet. Ich bin mir sicher, in zehn Jahren werden wir hier noch ganz andere Investments sehen, die wir gern begleiten wollen.

Immer mehr Unternehmer und Politiker beschwören den Chancenkontinent Afrika, manche schwärmen schon vom "afrikanischen Jahrhundert". Hat sich das Investitionsklima tatsächlich schon so verbessert?

Auf jeden Fall, das kann man so sehen. Hier in Tansania fühlen wir uns sehr wohl. Wir haben noch ein anderes Projekt an der Westküste Afrikas, in Kamerun. Wir haben schon im Auge, wo wir uns weiter hinbewegen. Aber wenn wir hier in Tansania so weitermachen, werden wir auch hier gern ein Anschlussprojekt machen. Tansania hat vor, sich ganz massiv weiterzuentwickeln, man will Freihandelszonen schaffen und man will die Europäer hier haben, das ist gar keine Frage.

Sie glauben also nicht, dass angesichts immer neuer chinesischer Großprojekte in Afrika der Zug für deutsche Unternehmen abgefahren ist?

Nein, ich glaube schon, dass heute viele afrikanische Länder erkennen, dass es interessant ist, gerade auch Europäer an Bord zu holen. Ich glaube, wir gehen - das ist vielleicht auch unsere Mentalität - wirklich sehr sauber an ein solches Investment heran. Wir deklinieren es durch, wir strukturieren es, wir nehmen die lokalen Partner an Bord, und das wird explizit hervorgehoben.

Die Bundesregierung hat im Dezember entschieden, für Investoren in fünf wachstumsstarken Ländern Afrikas, darunter Tansania, sogenannte Hermes-Bürgschaften zu vergeben. Über die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau werden Kredit-Ausfallrisiken abgesichert. Bisher war das nur in Ausnahmefällen möglich. Die Bundesregierung hat damit eine seit Jahren erhobene Forderung der Wirtschaft erfüllt. Hätte Ferrostaal ohne Hermes-Absicherung in Tansania investiert?

Nein, ohne Hermes kann man ein Projekt dieser Größenordnung nicht stemmen. Das geht gar nicht. Wir brauchen die Versicherung und wir würden am Ende auch die Finanzierung nicht hinbekommen.

Klaus Lesker ist Mitglied der Geschäftsführung der Ferrostaal GmbH. Das deutsche Industriedienstleistungsunternehmen hat seinen Sitz in Essen.

Das Interview führte Claus Stäcker, Leiter DW Afrika