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Lauder: "Viele Fragezeichen bleiben"

Nalan Sipar27. November 2014

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, erklärt im Gespräch mit der DW, warum er nach anfänglicher Kritik am Kunstmuseum Bern nun dessen Umgang mit Gurlitts umstrittenem Erbe gutheißt.

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Ronald Lauder Berlin 30.01.2014
Bild: Reuters/Tobias Schwarz

Deutsche Welle: Als das Berner Museum Gurlitts Erbe antrat, drohten Sie mit einer "Prozesslawine" gegen das Museum. Nun begrüßen Sie die Entscheidung. Wie ist es zu Ihrem Meinungswechsel gekommen?

Ronald Lauder: Das Berner Museum hätte mit einer Prozesslawine rechnen können, wenn es Kunstwerke angenommen hätte, ohne vorher sicherzustellen, dass diese nicht von einer jüdischen Familie gestohlen sind. Aber das Museum hat gegenüber der deutschen Regierung deutlich gemacht, dass es keine Kunstwerke annehmen würde, bevor ihre Herkunft nicht ganz geklärt ist. Das war das Wichtigste!

Die deutsche Regierung hat bisher noch nicht die vollständige Liste mit den Kunstwerken veröffentlicht, so wie das von der Staatsministerin versprochen wurde. Offensichtlich hat die Kommission bisher noch nicht alle Werke sichten können. Und soweit ich es beurteilen kann, gibt es viele Fragezeichen über die Herkunft der Werke. Aber mein Appell richtete sich eher an das Berner Museum, keine Werke anzunehmen, bis nicht vollständig geklärt ist, ob es sich dabei um jüdisches Eigentum handelt oder nicht.

Neben der von Ihnen erwähnten deutschen Kommission hat auch das Berner Kunstmuseum eine eigene Expertengruppe berufen, die ebenfalls die Herkunft der Kunstwerke ermitteln soll. Vertrauen Sie den Schweizer Experten?

Diese Experten kommen aus der Provenienzforschung und sind Fachleute auf ihrem Gebiet. Und sie werden sich der Sache mit großer Ernsthaftigkeit annehmen und vorsichtig sein. Vermutlich gibt es in der Schweiz mehr Experten als in Deutschland. Es ist sehr wichtig, die beiden Expertenkommissionen, die sich alle Werke anschauen werden, zusammenzulegen.

Kunstmuseum in Bern - Nachlass Cornelius Gurlitt
Das Kunstmuseum in BernBild: Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

Deutschland hat angekündigt, die durch die Provenienzforschung entstehenden Kosten zu übernehmen. Sind Sie grundsätzlich zufrieden mit Deutschlands Rolle?

Für mich reicht es aus, dass diese Arbeit jetzt geleistet wird. Das ist alles, was ich erwarte. Die Experten müssen sich alle Werke anschauen, Werk für Werk, und herausfinden, ob sie durch Nazis von jüdischen Häusern genommen wurden oder nicht.

Wie sollten die beiden Kommissionen zusammenarbeiten?

Deutschland muss klären, ob all diese Werke sauber sind, bevor sie nach Bern geschickt werden. Und dann hat das Berner Museum die Verantwortung, zu überprüfen, dass das, was sie erhalten haben, auch wirklich sauber ist. Wenn sich beide Seiten darüber einig sind, dass diese Werke sauber sind, dann haben wir die besten Werke der Welt.

Ronald Lauder ist Präsident des Jüdischen Weltkongresses und Vorstandsvorsitzender der Commission for Art Recovery. Einer Initiative, die mit juristischen, politischen und wissenschaftlichen Mitteln für die Rückgabe von Raubgut kämpft. Lauder ist gleichzeitig Präsident des New Yorker Museum of Modern Art. Das Interview führte Nalan Sipar.