Kopf-an-Kopf-Rennen in Großbritannien
1. Mai 2015Bei seiner letzten TV-Debatte vor den britischen Parlamentswahlen am 7. Mai hat Premierminister David Cameron nach Meinung der Zuschauer am besten abgeschnitten. Der Chef der Konservativen Partei lag in einer Blitzumfrage für die Zeitung "The Guardian" mit 44 Prozent vor dem Vorsitzenden der Labour-Partei Ed Miliband, den 38 Prozent als Sieger der TV-Debatte vom Donnerstagabend in Leeds sahen.
Bei der Veranstaltung im Norden Englands stellten britische Bürger Cameron, Miliband und dem Chef der Liberaldemokratischen Partei, Nick Clegg, Fragen. Für Vize-Premier Clegg votierten 19 Prozent der Befragten. Die Kontrahenten waren nicht direkt aufeinandergetroffen, weil Cameron dies abgelehnt hatte. Stattdessen traten sie getrennt voneinander auf und stellten sich jeweils eine halbe Stunde den vorbereiteten Fragen des Publikums.
Tories und Labour fast gleichauf
Beim Wahlergebnis zeichnet sich indes ein Kopf-an-Rennen ab. Laut der jüngsten BBC-Umfrage liegen Camerons Tories bei 34 Prozent und die Labour-Partei von Miliband bei 33 Prozent. Damit dürfte keiner von beiden genügend Sitze erringen, um alleine regieren zu können. Auf Platz vier liegt laut der Umfrage die Liberaldemokratische Partei, die derzeit eine Koalition mit den Tories bildet.
Eine Regierungsbildung dürfte wie schon bei der Wahl 2010 nur mit Hilfe einer kleineren Partei möglich sein. Die jetzige Koalition der Liberaldemokratischen Partei mit den Tories war glücklos. Eine Labour-Minderheitsregierung mit Unterstützung der schottischen Nationalisten wird schon jetzt von den Medien als "Frankenstein-Koalition geschmäht. Welches Bündnis am Ende regiert steht vor dem Urnengang am 7. Mai noch in den Sternen.
Mit einem Fuß außerhalb der EU
Bei der TV-Debatte in Leeds bot Clegg sich gleich beiden großen Parteien als Koalitionspartner an. Dabei geißelt Labour-Chef Miliband die Politik der konservativ-liberaldemokratischen Regierung der vergangenen fünf Jahre immer wieder als reine "Klientelpolitik" für Reiche und Mächtige. Die Ungleichheiten im Land hätten enorm zugenommen, die Einkünfte der Mittelklasse seien drastisch gesunken, hob der Labour-Chef hervor.
Den Europaskeptikern in seiner Partei hat Cameron für den Fall seiner Wiederwahl ein Referendum über den Verbleib in der EU bis 2017 versprochen. Dies sei auch in einer Koalition nicht verhandelbar, betonte er während der TV-Debatte. Die Beliebtheit des 48-Jährigen hat in den vergangenen Jahren stark gelitten. Ihm haftet das Image des abgehobenen Snobs an, das er kürzlich durch den Verzehr eines Hotdogs mit Messer und Gabel noch unterstrich.
Labour-Absage an schottische Nationalisten
Eine vehemente Gegnerin hat Cameron in der Chefin der Schottischen Nationalpartei (SNP), Nicola Sturgeon. Die schottische Regierungschefin bot Miliband bereits die Zusammenarbeit an. Der Labour-Chef unterstrich jedoch, dass es mit ihm weder eine Koalition noch eine Duldung durch die SNP geben werde. Er wirft der Partei vor, ein weiteres Referendum über eine Unabhängigkeit anzustreben und damit die Einheit des Vereinigten Königreiches aufzubrechen.
cr/chr (dpa, afp)