Miliband punktet im britischen Wahlkampf
17. April 2015Einigkeit herrschte nur selten unter den führenden Köpfen der britischen Opposition während der letzten TV-Debatte (Artikelbild) vor der Parlamentswahl. In einem jedoch stimmten die Parteichefs überein: Sie kritisierten, dass Premierminister David Cameron der Veranstaltung fernblieb. Als eine "Schande" bezeichnete die Vorsitzende der schottischen Unabhängigkeitspartei SNP, Nicola Sturgeon, das Fehlen des Regierungschefs und erntete dafür den Applaus des Studiopublikums.
Labour-Kandidat Ed Miliband rief den Vorsitzenden der konservativen Tories erneut dazu auf, sich vor der Wahl am 7. Mai einem direkten TV-Duell mit ihm zu stellen. "David, wenn Sie denken, dass es bei dieser Wahl um Führungsstärke geht, debattieren Sie mit mir eins zu eins", sagte der Oppositionschef, der Umfragen zufolge als Sieger aus der TV-Debatte hervorging. Cameron lehnt ein direktes Duell mit Miliband ab. Er will sich aber am 30. April gemeinsam mit seinem liberaldemokratischen Koalitionspartner Nick Clegg und Labour-Chef Miliband im Fernsehen Fragen der Wähler stellen. Eine Diskussion untereinander ist dabei allerdings nicht vorgesehen.
Kein klarer Sieger bei vorheriger TV-Debatte
Anfang April waren sich Cameron und Miliband in einer TV-Debatte begegnet - allerdings gemeinsam mit fünf weiteren britischen Spitzenkandidaten. Eine Blitzumfrage von YouGov hatte direkt nach der TV-Debatte überraschend SNP-Chefin Nicola Sturgeon als Siegerin ausgemacht. An zweiter Stelle folgte der Rechtspopulist Nigel Farage von der United Kingdom Independence Party (UKIP). Premierminister Cameron landete vor Miliband knapp auf Rang drei. In einer Umfrage des Instituts ICM lag Miliband hingegen knapp vor Cameron.
Spannendste Wahl seit Jahrzehnten
Die Unterhauswahl am 7. Mai gilt als spannendste seit Jahrzehnten. Die sozialdemokratische Labourpartei und Camerons Konservative liegen diversen Umfragen zufolge wenige Wochen vor der Wahl bei rund 34 Prozent gleichauf. Eine absolute Mehrheit für eine der beiden Parteien scheint demnach höchst unwahrscheinlich. Eine Regierungsbildung dürfte erneut nur mit Hilfe einer kleineren Partei möglich sein.
Wahlforscher halten Miliband aufgrund besserer Bündnis-Optionen für den Favoriten. Das Koalitionsangebot der Schottischen Nationalpartei lehnt dieser aber ab. Sturgeon hatte die Labour-Partei in der jüngsten TV-Debatte zwar als eine "Light-Version" der Konservativen kritisiert, Miliband aber gleichzeitig erneut zu einer Zusammenarbeit aufgerufen: "Wir haben die Chance, David Cameron aus der Downing Street zu werfen. Verschließen Sie sich dem nicht, das werden Ihnen die Leute nie verzeihen", so Sturgeon. Miliband lehnte ab: "Ich fürchte die Antwort lautet Nein." Er rief die Wähler auf, seiner Partei eine eigene Mehrheit zu verschaffen.
sp/qu (afp, rtr)