Es ist ein so klares wie wichtiges Signal, das der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn zum Beginn dieser Woche ausgesandt hat. "Homosexualittät ist keine Krankheit und deshalb gibt es auch keinen Anlass, sie zu therapieren", verkündete er und konkretisierte damit seine Pläne, jene Behandlungen in Deutschland zu verbieten, deren erklärtes Ziel es ist, Homosexuellen ihre Sexualität auszutreiben. Wer weiterhin solche sogenannten "Konversionstherapien" anbietet, soll mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder hohen Bußgeldern belangt werden.
Eine wenig bekannte Praxis
Ein Schritt, der aus mehreren Gründen richtig, weil zugleich traurig aktuell ist. Innerhalb Deutschlands wirft er ein Schlaglicht auf eine Praxis, die vielen Menschen gar nicht bekannt sein dürfte. Mehrere Tausend Jugendliche und Erwachsene werden jährlich mit dem Ziel therapiert, ihre sexuelle Identität zu verändern. Jenseits der Menschenverachtung, die hinter einem solchen Ansatz steht, existieren keinerlei Belege dafür, dass sich die sexuelle Orientierung durch solche Maßnahmen überhaupt dauerhaft verändern lässt. Sehr wohl bekannt hingegen sind dagegen mögliche Folgen dieser Behandlungen: Depressionen, Angsterkrankungen und ein deutlich erhöhtes Suizidrisiko.
Zudem sehen wir selbst in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wie beispielsweise Polen, dass die Diskriminierung gegen Homosexuelle wieder deutlich zunimmt. Auch auf dem Balkan gehört die Angst vor Gewalt und Diskriminierung für Angehörige der LGBTI-Gemeinschaft weiterhin zum Alltag. Russland kriminalisiert Homosexualität als "nicht traditionelle sexuelle Beziehung", Schwulen und Lesben, die ihre Sexualität offen leben, drohen Geldstrafen und Verfolgung. In der autonomen Republik Tschetschenien werden sie sogar verhaftet und gefoltert.
Homosexuelle leben noch immer in Angst
In rund einem Drittel der Staaten der Erde werden homosexuelle Handlungen als Verbrechen eingestuft. Unter allen arabischen Staaten ist Jordanien das einzige Land, in dem Homosexualität legal ist. Nach Angaben von Interessensverbänden wie der ILGA (International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association) droht Homosexuellen vielerorts sogar bis heute die Todesstrafe - dazu gehören Länder wie Afghanistan, der Iran, Jemen, Pakistan, Saudi-Arabien oder der Sudan.
Der Vorstoß des Bundesgesundheitsministers zeigt hier einmal mehr die klare Positionierung der deutschen Regierung, und das verdient Anerkennung. Nicht zuletzt, weil es gerade auch in der christdemokratischen Partei des Politikers Jens Spahn durchaus Stimmen gibt, die die Gleichstellung der Homo-Ehe weiterhin ablehnen.