Katar hält Aktivisten in Einzelzelle fest
29. Mai 2021Menschenrechtler fordern vom Golf-Emirat Katar die Freilassung eines inhaftierten Aktivisten aus Afrika. Der Mann namens Malcolm Bidali sei vor mehr als drei Wochen von Sicherheitskräften festgenommen worden, berichten fünf Menschenrechtsorganisationen, darunter Amnesty International und Human Rights Watch. Die Behörden weigerten sich, seinen Aufenthaltsort und konkrete Anschuldigungen mitzuteilen.
Mehr als zwei Wochen nach der Festnahme durfte Bidali auf Bitten des kenianischen Botschafters in Katar kurz mit seiner Mutter telefonieren. Dabei berichtete er, 23 Stunden am Tag in Einzelhaft gehalten zu werden. Er habe auch keinen Zugang zu einem Anwalt. Die Menschenrechtler werten die Umstände seiner Festnahme - ohne regulären Haftbefehl und ohne offiziellen Tatvorwurf - als erzwungenes Verschwindenlassen. "Längere Einzelhaft kann den Tatbestand der Folter erfüllen", heißt es in ihrem Bericht.
Manipulierter Link
Der Kenianer hatte in Katar als Wachmann gearbeitet und im Internet unter Pseudonym über die schwierigen Bedingungen für Arbeitsmigranten berichtet. Offenbar gelang es den Sicherheitsbehörden, ihn zu identifizieren. Amnesty vermutet, dass dies über einen manipulierten Link im Internet geschah. Knapp eine Woche nach diesem Vorfall wurde Bidali abgeführt.
"Sein gewaltsames Verschwinden wird eine abschreckende Wirkung in puncto Meinungsfreiheit haben", so die Menschenrechtler. Wenn einer der wenigen Wanderarbeiter, die sich öffentlich für die Rechte von ihresgleichen einsetzten, derart unter Druck gesetzt werde, schaffe das "ein Klima der Angst" und diene als "Warnung für andere Aktivisten". Es müsse eine reguläre Anklage und einen ordentlichen Prozess geben. Andernfalls sei Bidali unverzüglich freizulassen. Inzwischen äußerte sich ein katarischer Regierungsvertreter öffentlich zu dem Fall. Er sagte dem - vom Emirat finanzierten - TV-Sender Al-Dschasira, der Kenianer habe gegen Sicherheitsgesetze verstoßen.
In Katar findet Ende nächsten Jahres die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Immer wieder gibt es Vorwürfe, dass dort ausländische Arbeiter ausgebeutet werden. Auch Forderungen nach einem WM-Boykott stehen im Raum.
Katars Regierung verweist darauf, dass sie mit mehreren Reformen die Lage ausländischer Arbeiter verbessert habe. So baute das Emirat das sogenannte Kafala-System ab, mit dem Migranten an einen einheimischen Sponsor gebunden wurden. Migranten können nun ohne Zustimmung ihres Arbeitgebers ausreisen oder den Job wechseln.
jj/wa (dpa, amnesty)