Amnesty: Katar muss Menschenrechte verbessern
22. März 2021Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den Fußball-Weltverband FIFA aufgerufen, WM-Gastgeber Katar zu drängen, die Lage der Arbeitsmigranten entscheidend zu verbessern. Nach wie vor würden Tausende von Arbeitsmigrantinnen und -migranten in dem Emirat ausgebeutet und missbraucht, erklärte die Organisation in Berlin. Die FIFA trage als Organisator der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar die Verantwortung für alle Schäden, die Arbeiterinnen und Arbeiter im Rahmen der bisherigen WM-Projekte erlitten hätten.
Im Hinblick auf die in dieser Woche stattfindenden Qualifikationsspiele zur WM mahnte Steve Cockburn, Leiter des Bereichs für wirtschaftliche und soziale Menschenrechte bei AI, das Zeitfenster, in dem die FIFA Einfluss nehmen könne, werde immer kleiner. Das Emirat habe zwar in den vergangenen Jahren Reformen auf den Weg gebracht und damit auf die erhöhte Aufmerksamkeit wegen der WM reagiert. Diese würden jedoch allzu häufig nur unzureichend umgesetzt. Zudem plane der Schura-Rat Katars, die Rechte von Arbeitnehmern wieder zu beschränken.
Laut Amnesty verdienen in Katar 2,3 Millionen Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten ihren Lebensunterhalt. Sie stellen 95 Prozent der Arbeitskraft in dem Emirat. Davon sind derzeit rund 20.000 Arbeiter auf den WM-Baustellen im Land tätig. Viele bekämen ihren Lohn oft unregelmäßig, verspätet oder überhaupt nicht, Hausangestellte müssten bis zu 18 Stunden täglich arbeiten. Bis vor kurzem durften sie zudem nur mit Einverständnis des Arbeitgebers den Job wechseln oder das Land verlassen.
Amnesty ist gegen einen WM-Boykott
Das Golf-Emirat steht wegen seiner Menschenrechtsverletzungen international immer wieder in der Kritik. Bereits 2013 hatte Amnesty in einem umfangreichen Dossier die Missstände auf den WM-Baustellen angeprangert. Zuletzt gab es Aufrufe zu einem Boykott der WM in Katar. Amnesty hält diesen Weg für den falschen, weil dadurch "Fortschritte bei den Menschenrechten um Jahre zurückgeworfen werden". Befeuert wurden die Boykott-Aufrufe unter anderem durch einen Bericht des britischen "Guardian", wonach seit der Vergabe der WM im Jahr 2010 mehr als 6500 Arbeitsmigranten aus fünf südasiatischen Ländern in dem Emirat gestorben seien.
se/ack (epd, dpa)