Lagerfeld-Nachlass kommt unter den Hammer
29. April 2022Karl Lagerfeld ist eine Ikone. Der 2019 im Alter von 85 Jahren verstorbene Modeschöpfer mit Zopf und dunkler Sonnenbrille, schwarzem Maßanzug und gestärktem weißem Hemd mit hohem Kragen und fingerlosen Handschuhen hat einen enormen Wiedererkennungswert . 550 Accessoires aus seinem Nachlass werden nun in der neuen deutschen Sotheby's-Filiale im Kölner Oppenheim Palais unter den Hammer kommen. Zwischen dem 29. April und dem 6. Mai können Interessent*innen online auf sothebys.com/KARL und live in Köln am 4. und 5. Mai mitbieten.
Bereits 2021 gab es zwei "KARL"-Auktionen in Monaco und Paris, die zusammen 18,2 Millionen Euro einbrachten - das Vierfache der damals erwarteten Auktionserlöse.
Die Schätzung für das gesamte Angebot in Köln liegt bei rund 700.000 Euro, mit Startpreisen zwischen zehn und 80.000 Euro für verschiedene Objekte wie Möbel, Dior-Anzüge, Poster aus der Zeit der Jahrhundertwende, iPods und sogar Accessoires der geliebten Katze des verstorbenen Designers, Choupette.
Lagerfelds deutsche Wurzeln
Laut Sotheby's stammen die Auktionsobjekte vor allem aus Lagerfelds Wohnsitz in Louveciennes: In der Villa aus dem 18. Jahrhundert in der Nähe von Versailles wurden Lagerfelds deutsche Wurzeln sichtbar: Sie war ausgestattet mit Werbeplakaten und Möbeln aus seiner Heimat in diversen Stilen und aus verschiedenen Epochen.
Lagerfeld hatte eine Vorliebe für die deutsche Kunst des frühen 20. Jahrhunderts und trug über 30 Jahre hinweg eine bedeutende Sammlung deutscher Werbeplakate zusammen. Auf einem Plakat von Lucian Bernhard für eine beliebte deutsche Seifenmarke aus dem frühen 20. Jahrhundert putzt sich eine weiße Katze, die an Choupette erinnert, und spielt damit geschickt auf das beworbene Produkt an.
Ein anderes ist ein Werbeplakat von Fritz Rotstadt für den deutschen expressionistischen Stummfilm "Das Cabinet des Dr. Caligari", den Lagerfeld 2016 in der Pariser Vogue als einen seiner absoluten Lieblingsfilme bezeichnete. Besonders liebe er die grafische Seite des Films, so Lagerfeld, der sich auch als Experte für den deutschen Stummfilm bezeichnete. "Jedes Bild ist ein Bild, und das gefällt mir", schrieb er. Der Film aus dem Jahr 1920 zeichnet sich durch üppige Kulissen, übertriebene geometrische Winkel und verstörende Figuren aus und gilt als Meilenstein der deutschen Filmgeschichte.
Zu ersteigern gibt es auch mehrere Möbelstücke, darunter ein kanariengelbes Sideboard und ein verschnörkelter grüner Frisiertisch des berühmten deutschen Möbeldesigners und Architekten Bruno Paul aus den 1920er-Jahren.
Lagerfelds eigene Skizzen - ob in seinen Inspirationsbüchern oder während seiner Arbeit für die drei Modehäuser Chanel, Fendi und sein gleichnamiges Label zu Papier gebracht - stehen ebenfalls zum Verkauf.
Von Musik und Katzen
Die Sammlung umfasst auch Kuriositäten und persönliche Gegenstände Karl Lagerfelds, wie Geschenke seiner Freunde, Erinnerungsstücke, Heimtextilien und seine berühmte Sammlung verschiedener iPod-Modelle, bestückt mit Musik.
Als leidenschaftlicher Musikfan sagte Lagerfeld einmal der Zeitschrift "The Observer": "Der iPod ist genial. Ich habe 300." Er soll sogar ein "iPod-Kindermädchen" angestellt haben, dessen Aufgabe es war, seine riesige Auswahl an iPods zu pflegen und sicherzustellen, dass sie immer mit der neuesten Musik ausgestattet waren. Eine Auswahl seiner iPods wird auf einen Auktionserlös zwischen 3000 und 6000 Euro geschätzt.
Lagerfelds Katze Choupette, mit der er die letzten acht Jahre seines Lebens verbrachte, war seine andere große Leidenschaft. "Sie hat etwas Unvergessliches an sich, die Art, wie sie sich bewegt, wie sie spielt, sie ist eine Inspiration für Eleganz - für Haltung", sagte er einmal über die Birmakatze, deren Kratzbaum und Napf ebenso zum Verkauf stehen wie ein an sie gerichteter Brief von Brigitte Bardot .
Als "Kaiser des Laufstegs" hat Lagerfeld selbstredend viele modische Accessoires hinterlassen. So sind maßgefertigte Slipper mit Monogramm ebenso im Angebot wie seine geliebten Dior-Sakkos und eine große Auswahl seiner typischen fingerlosen Handschuhe, Sonnenbrillen und Fächer.
Adaption aus dem Englischen: Maria John Sanchez und Silke Wünsch.