Kanadas Parlament legalisiert Cannabis
20. Juni 2018Schon im Wahlkampf hatte Kanadas liberaler Premierminister Justin Trudeau die Legalisierung von Cannabis versprochen. Dann dauerte es doch länger als geplant - aber jetzt ist die letzte parlamentarische Hürde überwunden: Der Senat des flächenmäßig zweitgrößten Landes der Erde stimmte in letzter Lesung dem Gesetz zu. 52 Senatoren stimmten dafür, 29 dagegen.
"Es war zu einfach für unsere Kinder, Marihuana zu bekommen - und für Kriminelle, die Profite davon einzusacken. Heute ändern wir das", schrieb Kanadas liberaler Premierminister Justin Trudeau beim Kurznachrichtendienst Twitter. Zuvor war das Gesetz mehrfach zwischen Senat und Unterhaus hin und her gegangen.
Die Legalisierung von Cannabis war 2015 ein Wahlkampfversprechen von Trudeau gewesen, der eigentlich den 1. Juli als Stichtag anvisiert hatte. Der Senat hatte allerdings mehr Zeit für Beratungen gefordert. Nach der Verabschiedung müssen Trudeau und sein Kabinett nun ein neues offizielles Startdatum innerhalb der kommenden acht bis zwölf Wochen festlegen. Kanada ist der erste G7-Staat, der Cannabis legalisiert.
2013 hatte Trudeau zugegeben, in seinem Leben fünf bis sechs Mal Haschisch geraucht zu haben - darunter bei einem Abendessen mit Freunden nach seiner Wahl ins Parlament.
Nach Inkrafttreten des Gesetzes soll es kanadischen Staatsbürgern über 18 Jahren - in manchen Bundesstaaten ist die Altersgrenze 19 Jahre - erlaubt sein, per Bestellung oder in autorisierten Geschäften ein Gramm Haschisch für etwa zehn kanadische Dollar (6,50 Euro) zu kaufen. Der persönliche Besitz ist fortan auf 30 Gramm beschränkt.
Die Behörden schätzen den Markt für Cannabis in Kanada auf rund 5,7 Milliarden kanadische Dollar. Der Staat erwartet Steuereinnahmen in Höhe von 400 Millionen kanadische Dollar.
Die Hanfpflanze wird vor allem in Form von Haschisch - das gepresste Harz aus Pflanzenteilen - oder Marihuana - die getrockneten Blüten - konsumiert. Sein dauerhafter Konsum kann zu psychischer Abhängigkeit führen, zugleich wurde Cannabis aber auch schon früh gegen Krankheiten und Fieber eingesetzt.
2014 hatte Uruguay als weltweit erster Staat Anbau und Verkauf von Marihuana unter staatlicher Kontrolle erlaubt. Auch in einigen US-Bundesstaaten ist Cannabis legal. In einigen anderen Ländern wie den Niederlanden werden Anbau und Verkauf teils geduldet, in anderen wie beispielsweise Malaysia jedoch hart bestraft.
In Deutschland gelten Cannabis-Produkte als illegale Suchtmittel. Besitz, Anbau und Handel sind verboten. Ausnahmen gibt es für Menschen, die Cannabis zur Schmerztherapie einnehmen dürften. Für "Gelegenheitskiffer" kennt das Gesetz die Untergrenze der "geringen Menge" zum Eigenverbrauch. Die Staatsanwaltschaft kann dann von einer Strafverfolgung absehen.
stu/kle (dpa, afp)