Kameruns Präsident begnadigt 333 Gefangene
4. Oktober 2019Kameruns Präsident Paul Biya hat angekündigt, Hunderte politische Gefangene zu begnadigen. Es handele sich um 333 Menschen, die im Zuge der Krise im englischsprachigen Teil des Landes festgenommen worden seien, erklärte Biya im Kurznachrichtendienst Twitter. Separatisten seien jedoch von der Amnestie ausgenommen.
Der Präsident hatte zuvor einen nationalen Dialog einberufen. Die Konferenz sprach sich für eine stärkere Dezentralisierung und ein Sonderstatut für die englischsprachigen Provinzen aus. Mehr als 80 Prozent der etwa 25 Millionen Einwohner Kameruns sind französischsprachig. Vertreter der radikalen Opposition, die eine Abspaltung der anglophonen Landesteile verlangen, waren zu der Konferenz nicht eingeladen.
Unruhen, Übergriffe, Menschenrechtsverletzungen
Seit drei Jahren gibt es immer wieder Unruhen unter der englischsprachigen Minderheit, die sich benachteiligt sieht. Polizei, Militär und bewaffneten Gruppen werden massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Laut den Vereinten Nationen sollen mehr als 1800 Menschen getötet worden sein. Oppositionsführer Maurice Kamto droht wegen Rebellion die Todesstrafe. Er war mit 150 seiner Anhänger Ende Januar bei einer Demonstration gegen die Regierung festgenommen worden.
Die einstige deutsche Kolonie Kamerun liegt in Zentralafrika und war nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt worden. Im Zuge der Unabhängigkeit von London hatten die Bewohner der heutigen Provinzen Südwest und Nordwest 1961 entschieden, sich Kamerun statt Nigeria anzuschließen.
Der 86-jährige Biya ist seit 1982 an der Macht. Er regiert das ölreiche Land autokratisch. Die Opposition wirft ihm vor, die Wahlen im vergangenen Jahr gefälscht zu haben.
jj/sti (dpa, epd, kna)