Geiseln aus Gewalt von Boko Haram befreit
19. Januar 2015Kameruns Armee hat nach eigenen Angaben 24 Geiseln aus der Gewalt der nigerianischen Islamisten-Miliz Boko Haram befreit. Sie waren Teil einer Gruppe von etwa 80 Menschen, die mutmaßlich von den Islamisten am Sonntag im Grenzgebiet zu Nigeria verschleppt worden waren. Soldaten hätten die Angreifer auf deren Weg zurück nach Nigeria verfolgt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Yaounde. Dabei sei es gelungen, immerhin einen Teil der Geiseln zu befreien. Die meisten Entführten sollen Kinder im Alter von zehn bis 15 Jahren sein. Bei dem bislang schwersten Angriff der Boko Haram auf kamerunischem Gebiet waren nach Regierungsangaben mindestens drei Menschen getötet worden.
Ghana stellt Einsatz gegen Boko Haram in Aussicht
Die Sorge wächst vor einem Übergreifen des blutigen Konflikts von Nigeria auf die Nachbarländer. Boko Haram verübt seit etwa einem Jahr auch verstärkt über die Grenze hinweg Angriffe. Am Wochenende traf deshalb aus dem Tschad ein Armeekontingent im Norden Kameruns ein, um beim Kampf gegen die Extremisten zu helfen. Boko Haram ist wegen zahlreicher Gräueltaten gefürchtet und hat in den vergangenen Jahren häufig vor allem junge Menschen verschleppt. Jungen wurden Sicherheitsexperten zufolge als Kämpfer zwangsrekrutiert, Mädchen in die Sexsklaverei gezwungen. International schockierte insbesondere die Verschleppung von 200 Schülerinnen im April.
Derweil stellte Ghana in Aussicht, Boko Haram mit einer regionalen Einsatztruppe zu bekämpfen. Bei einem Besuch in Berlin kündigte der Präsident des westafrikanischen Landes, John Dramani Mahama, Gespräche über eine solche Truppe zwischen den Staaten der Region an: "Ghana kann Truppen dafür zur Verfügung stellen." Thema sei das beim nächsten Spitzentreffen der Afrikanischen Union.
Finanzielle Unterstützung aus Deutschland
Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte nach einem Treffen mit Mahama im Kanzleramt den Vorschlag einer solchen Truppe. Deutschland sei zu finanzieller Hilfe im Kampf gegen Boko Haram bereit. Darüber werde in der Europäischen Union gesprochen werden. "Es ist unser gemeinsames Interesse, dass wir eine solche Truppe auch nachhaltig finanzieren können." Merkel sprach von "abscheulichen, brutalen Verbrechen, die dort an der Zivilbevölkerung in Nigeria, aber auch in Kamerun verübt werden."
Mahama lehnte es ab, Truppen aus der EU um Hilfe zu bitten. "Zu diesem Zeitpunkt sehe ich noch nicht den Bedarf, dass man auch europäische Truppen einfordern müsste." Logistische Unterstützung sei aber denkbar. Merkel kündigte an: "Wir tun alles, was in unserer Kraft steht, hier hilfreich zu sein." Sie unterstrich: "Der Terrorismus ist überall gleich schlimm."
cr/qu (rtr, afp, dpa)