Jagd auf die Randalierer von Capitol Hill
10. Januar 2021Die Bilder von dem halbnackten Mann mit dem angemalten Gesicht und dem Kopfschmuck aus Fell und Hörnern gingen um die Welt. Genauso hatte das Jacob C. auch beabsichtigt. Am Samstag wurde der rechtsextreme Verschwörungsanhänger aus Arizona festgenommen, es war für die Ermittler recht einfach.
Sogar ein Abgeordneter aus dem US-Bundesstaat West Virginia hatte gefilmt, wie er selbst ins Kapitol gestürmt war - und die Bilder auf seine Facebookseite gestellt. Derrick Evans war erst im Dezember in das Parlament von West Virginia gewählt worden. Am Samstag reichte der 35-jährige Republikaner bei Gouverneur Jim Justice seinen Rücktritt ein. Er übernehme "die volle Verantwortung für meine Handlungen und bedauere zutiefst jede Verletzung, jeden Schmerz und jede Verlegenheit, die ich meiner Familie, meinen Freunden, meinen Wählern und meinen Mitbürgern in West Virginia zugefügt haben könnte."
"Diebstahl von Regierungseigentum"
Bereits am Freitag wurde Adam J. aus Florida von der Polizei aufgegriffen. Er soll das Rednerpult der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses im Kapitol entwendet haben. Auf einem weithin verbreiteten Foto ist zu sehen, wie der Mann Nancy Pelosis Pult mit sich trägt und in die Kamera winkt.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, den drei Männern werde vor einem Bundesgericht illegales Eindringen in ein besonders gesichertes Gebäude sowie gewaltsames Eindringen und ungebührliches Verhalten auf dem Gelände des Kapitols zur Last gelegt. Adam J. muss sich zusätzlich wegen des Vorwurfs des Diebstahls von Regierungseigentum verantworten.
Aus Triumphbildern werden Fahndungsfotos
Ebenfalls am Freitag wurde Richard B. aus Arkansas festgenommen. Bei ihm soll es sich um den Mann handeln, der sich mit einem Fuß auf dem Schreibtisch stolz in Pelosis Sessel fotografieren ließ. Insgesamt sind mindestens 18 Anklagen gegen Beteiligte an dem Sturm aufs Kapitol anhängig.
Nicht in allen Fällen war die Identifizierung der Verdächtigen leicht, obwohl im Internet zahllose Bilder und Videos von dem Vorfall kursieren. Mit Fahndungsfotos suchen die Ermittler deshalb nach weiteren Teilnehmern. Für Hinweise auf diejenigen, die an dem Tag zwei Rohrbomben in der Innenstadt von Washington platzierten, ist eine Belohnung von 50.000 Dollar ausgesetzt.
Insgesamt sind derzeit Fälle von 18 mutmaßlichen Randalierern vor einem Bundesgericht anhängig.
rb/wa (afp, ap, dpa, rtr)