Italien igelt sich ein
10. März 2020"Es wird keine roten Zonen mehr geben (...). Es wird eine einzige Schutzzone Italien geben", sagte Giuseppe Conte am Abend in Rom. Man dürfe keine Zeit verlieren. Er werde umgehend ein Dekret unterschreiben, um die Bewegungs- und Versammlungsfreiheit in ganz Italien einzuschränken, sagte der Premierminister. "Wir müssen unsere Lebensgewohnheit ändern. Sie müssen sich jetzt ändern, zum Wohle Italiens." Die Regelung, mit drastischen Folgen für 60 Millionen Italiener, gilt schon ab diesem Dienstag.
Am Wochenende hatte die italienische Regierung bereits große Teile Norditaliens abgeriegelt. Für die mehr als 15 Millionen Einwohner der gesamten Lombardei, einen Teil der Region Venetien, den Norden der Emilia-Romagna und den Osten des Piemont gilt ein Ein- und Ausreiseverbot. Ausnahmen sind nur aus dringenden beruflichen oder familiären Gründen und in gesundheitlichen Notfällen möglich.
Spitzenfußball vor Geisterrängen
Die italienische Regierung ordnete am Wochenende außerdem ein Verbot von kulturellen, sportlichen und religiösen Veranstaltungen an. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt. Landesweit wurden zudem Museen, Kinos und Theater geschlossen. In Südtirol ist die Skisaison vorzeitig beendet, alle Skiorte sind ab Dienstagmorgen geschlossen, sagte der Minister für regionale Angelegenheiten, Francesco Boccia.
Die Schulen und Universitäten sind bereits seit Donnerstag in ganz Italien geschlossen. Internationale Zug- und Flugverbindungen werden jedoch nicht staatlich gekappt, auch der öffentliche Nahverkehr rollt uneingeschränkt weiter.
Ein Grund für die neuerliche, beispiellose Ausweitung der Sperrzone könnte auch sein, dass viele Menschen aus den gesperrten Gebieten im Norden noch schnell vor Beginn der Kontrollen in den bisher weniger betroffenen Süden geflohen waren.
"Beschränken Sie Reisen auf das Notwendige"
Unklar ist noch, was die neue Regelung für Ausländer in Italien und die verbliebenen Touristen bedeutet. Bislang konnten Touristen aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden. Angesichts der Coronavirus-Epidemie warnt das Auswärtige Amt in Berlin schon längst vor Reisen in den Norden und die Mitte Italiens. "Beschränken Sie Reisen in und nach Italien derzeit auf das Notwendige", heißt es in den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen.
Das Land kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die COVID-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10.000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben.
rb/ie (afp, ap, dpa, rtr)