Israel gedenkt des Holocaust
5. Mai 2016So hatte der stellvertretende Generalstabschef Jair Golan am Vorabend bei einer Holocaust-Gedenkzeremonie mit ungewöhnlichen Worten Aufsehen erregt. Er sehe heute in Israel ähnliche Prozesse wie es sie in Europa gegeben habe vor dem von den deutschen Nazis begangenen Holocaust, warnte Golan bei seiner Rede in einem Kibbutz.
Anzeichen für Fremdenhass auch in Israel
"Wenn es etwas gibt, dass mir im Gedenken an den Holocaust Angst macht, dann sind es abstoßende Prozesse, die in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen passiert sind, und deren Anzeichen ich jetzt - im Jahre 2016 - unter uns bemerke", sagte Golan. "Nichts ist leichter, als den Fremden zu hassen, Angst und Schrecken zu wecken", sagte er.
Gerade am Holocaust-Gedenktag sei es wichtig, "Keime der Intoleranz, der Gewalt und der Selbstzerstörung" in der israelischen Gesellschaft zu bekämpfen. Anschließend schwächte Golan seine Äußerungen etwas ab. Er habe keinesfalls zwischen Israels Staat und Armee und Nazideutschland vergleichen wollen, betonte der Vize-Generalstabschef.
Der israelische Gedenktag für die Millionen Opfer des Holocaust hatte am Mittwochabend mit einer Zeremonie begonnen. Sechs Überlebende des systematischen Völkermords, den die deutschen Nationalsozialisten begingen, entzündeten Fackeln, die an die sechs Millionen ermordeten Juden erinnern sollen.
Am Donnerstag stand dann für zwei Minuten im ganzen Land das gesamte öffentliche Leben still. Überall heulten die Sirenen. Auf den Straßen blieben die Autos stehen, Passanten verharrten in stillem Gedenken.
Israels Staatschef Reuven Rivlin und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zogen in Ansprachen Lehren aus der Geschichte. Für die Überlebenden sprach Zahava Roth, die 1935 im polnischen Zywiec geboren wurde und als Siebenjährige ohne ihre Eltern aus einem Ghetto bei Krakau entkommen konnte.
"Marsch der Lebenden"
Parallel zum Gedenktag in Israel haben in Auschwitz-Birkenau in Polen tausende Menschen mit dem "Marsch der Lebenden" der Opfer der Nazi-Verbrechen gedacht. Die vornehmlich jungen Juden aus 40 Ländern schritten durch das Tor des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei" und liefen gemeinsam die rund drei Kilometer bis zum Vernichtungslager Birkenau. In dem von den Nazis erbauten Lager wurden bis 1945 mehr als eine Million Juden ermordet.
haz/wl/gri (dpa, ap, haaretz)