Investitionsfonds für junge Unternehmen
15. März 2016Der digitale Umbau der Wirtschaft in Europa muss schneller gehen, dass fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Die Zeit drängt", sagte die Kanzlerin bei ihrem traditionellen Rundgang auf der Technologiemesse am Dienstag in Hannover. Die Verschmelzung heutiger Angebote mit dem Internet müsse schneller kommen - denn das Potenzial bei der Effizienz sei beträchtlich. Die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft ist ein zentrales Thema der diesjährigen CeBIT.
Investitionsfond für Start-up-Firmen
Auch jungen Unternehmen in Wachtumsbereichen will die Bundesregierung bei der Finanzierung stärker unter die Arme greifen. Mit zwei Risikokapital-Fonds im Gesamtvolumen von knapp einer dreiviertel Milliarde Euro wolle sie private Investitionen in innovative Unternehmen in gleicher Höhe auslösen, sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel am Dienstag in Berlin. Damit stünden den jungen Unternehmen insgesamt 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Erschließung neuer Märkte und ein schnelleres Wachstum zu finanzieren. Gabriel will damit verhindern, dass zukunftsträchtige Geschäftsideen mit großen Potenzialen an Geldproblemen scheitern oder ins Ausland verkauft werden.
Junge innovative Firmen seien für die Zukunft Deutschlands von großer Bedeutung, sagte Gabriel: "Ein gutes Angebot an Wagniskapital ist ein entscheidender Faktor." Im Vergleich zu den USA sei der deutsche Risikokapital-Markt für junge Firmen, die der Gründungsphase entwachsen sind, zu klein. "Wir müssen deshalb die Rahmenbedingungen verbessern und unseren Standort für Wagniskapital attraktiver machen." In Deutschland werden dem Vernehmen nach nur 0,02 Prozent des Bruttoinlandsprodukts investiert. In den USA stehe - relativ zur Wirtschaftskraft - dagegen fast das 10-fache und in Israel knapp das 20-fache zur Verfügung.
Auch Börsengänge junger Unternehmen sind selten. Während 2014 in Deutschland elf Börsengänge verzeichnet wurden, seien in demselben Jahr an der Londoner Börse 112 Unternehmen und in den USA 288 Unternehmen erstmals notiert worden, rechnete das Ministerium vor.
Private Investoren müssen mit ins Boot
Wachstumskapital könnte dann künftig vom Fonds Coparion kommen, der über 225 Millionen Euro schwer ist und bei dem die staatliche Förderbank KfW Partner ist. Außerdem wird eine Wachstumsfazilität von über 500 Millionen Euro mit dem Europäischen Investmentfonds (EIF) aufgelegt. Die Vergabe von Mitteln aus beiden Töpfen ist daran gebunden, dass in gleichem Maße private Investoren Kapital beisteuern. KfW-Vorstandsmitglied Ingrid Hengster sagte mit Blick auf Coparion: "Wir wollen marktnäher agieren und schneller sein." Die KfW sei als Bank bei Investitionszusagen oft zu langsam gewesen.
Das Geld soll an gut 60 Jungunternehmer gehen, die im Schnitt mit drei Millionen Euro rechnen können. Coparion löst den ERP-Startfonds ab, der in zehn Jahren rund 600 Firmen mit 600 Millionen Euro gefördert hat. Er stellt das Neugeschäft ab sofort ein.
Neben Investitionen in private Risikokapital-Fonds, für die die Förderbank im vergangenen Jahr 400 Millionen Euro bereitgestellt hatte, sei Coparion der zweite Baustein bei der Förderung junger Unternehmen, so Hengster.
Gründerwettbewerb ausgerufen
Zudem soll ein neuer Gründerwettbewerb mehr Bewegung in die Start-up-Landschaft in Deutschland bringen. Derzeit stagniere die Gründungsneigung hierzulande, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMWi am Dienstag zur CeBIT in Hannover mit. Start-ups, die mit Hilfe von modernen Technologien ihre Ideen realisieren, sollen mit Preisgeldern von bis zu 600.000 Euro sowie Beratung unterstützt werden.
Seit etwa zwei Jahren bliebe die Zahl von 160.000 Unternehmensgründungen pro Jahr konstant - nach einem deutlichen Abwärtstrend in den Vorjahren, hieß es vom BMWi. Jährlich sind nun zwei Wettbewerbsrunden geplant. Zusätzlich wolle das Ministerium Sonderpreise zu Themen der Digitalen Agenda ausschreiben. Im Fokus stehen vor allem kleine Unternehmen, die sich noch in der Startphase befinden. Gerade diese hätten häufig Schwierigkeiten, die Finanzierung sicherzustellen, sagte Wolfram Groß, Projektleiter des "Gründerwettbewerb - Digitale Innovationen".
iw (dpa, rtr)