Hörmann fordert harte Linie gegen Russland
15. Juni 2016In der Debatte um den möglichen Ausschluss der russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) fordert Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), eine harte Linie, auch wenn es dadurch unbelastete Sportler treffen würde. "Höchste Priorität muss immer der Schutz der sauberen Athleten haben", sagte Hörmann der Zeitung "Sport Bild": "Im Sinne von Fair Play wollen und dürfen sie nicht auf Teams treffen, deren Doping-Kontrollsystem in der langfristigen Vorbereitung auf Rio nicht den Vorgaben der WADA entsprach und entspricht, weil dann keine Chancengleichheit gegeben ist. Aber auch in derartigen Teams kann es saubere Sportler geben."
Am Freitag entscheidet das IAAF-Council, das höchste Gremium des Leichtathletik-Weltverbands, in Wien darüber, ob die Suspendierung des russischen Leichthathletik-Verbands wegen systematischen Dopings im Land fortbesteht oder aufgehoben wird. Bleibt sie bestehen, wäre das gleichzusetzen mit dem Olympia-Aus für Russlands Leichtathleten, das formell anschließend das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschließen muss. Es wäre der erste Bann dieser Art in der rund 120-jährigen Olympia-Geschichte der Moderne.
Athleten kritisieren IOC und WADA
Das IOC und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA wurden von ihren eigenen Athletenkommissionen scharf kritisiert. In einem gemeinsamen Brief der beiden Kommissionen, aus dem die englische Zeitung "The Guardian" zitiert, wird den Organisationen vorgeworfen, im Zusammenhang mit Doping in Russland versagt zu haben. Das Vertrauen der Athleten sei erschüttert. Die Verfahren und Vorgehensweisen von IOC und WADA seien unzureichend. Unterzeichnet ist der Brief von der Vorsitzenden der IOC-Athletenkommission, der deutschen Ex-Weltklassefechterin Claudia Bokel, und der früheren kanadischen Skilangläuferin Beckie Scott, die dem WADA-Athletenkomitee vorsteht. Scott warnte vor einem irreparablem Schaden, sollte den Russen erlaubt werden, an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teilzunehmen. "Wir stehen an einer Kreuzung. Wir haben viele belastende Beweise, und wir haben entsprechend zu handeln. Wir laufen Gefahr, dass Vertrauen der Öffentlichkeit in den Sport zu verlieren", sagte Scott.
sn/asz (sid, dpa, The Guardian)