Abschied von Sandra Bland
25. Juli 2015In der US-Kleinstadt Lisle im Bundesstaat Illinois haben hunderte Menschen die Beerdigung von Sandra Bland besucht, die in einer texanischen Gefängniszelle gestorben war. Nach Medienberichten bildeten sich lange Schlangen vor der Methodistenkirche, in der die junge Afroamerikanerin in einem weißen Sarg aufgebahrt war. Auch viele Menschen, die Bland nie persönlich kennengelernt hätten, seien gekommen, berichtete die "Chicago Tribune". Demnach war der Andrang so groß, dass mehrere Hundert Menschen die kirchliche Feier auf einem Bildschirm im Keller des Gotteshauses - Blands Heimatkirche - verfolgen mussten.
"Ich habe Sandra nicht gekannt, und ich weiß nicht, was passiert ist", zitierte die Zeitung einen Mann aus Chicago. "Aber ich weiß, dass sie nicht hätten sterben müssen. Es gibt eine Epidemie von Polizeiterror in diesem Land, und Menschen müssen dem Einhalt gebieten."
Bland war am 10. Juli wegen eines Verkehrsverstoßes festgenommen und drei Tage später in ihrer Zelle in Hempstead in Texas tot aufgefunden worden. Nach Angaben der Behörden tötete sich Bland selbst. Ihre Familie bestritt, dass sie suizidgefährdet gewesen sei. Bland sei zuletzt sogar froh gewesen, bald eine neue Stelle an der Universität in Houston anzutreten und habe keinen Grund gehabt, sich das Leben zu nehmen.
Blands Tod sorgte in der amerikanischen Öffentlichkeit und in sozialen Netzwerken für große Aufmerksamkeit, da es immer wieder zu tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner kommt. Sandra Bland hatte sich selbst zu dem Thema in einer Serie von Videos geäußert, die sie unter dem Schlagwort SandySpeaks online veröffentlicht hatte. Einige Trauernde trugen bei der Beerdigung T-Shirts mit diesem Hashtag.
Am Freitag legte die Staatsanwaltschaft einen Autopsiebericht vor, der nach ihren Angaben bestätigt, dass die 28-jährige Suizid beging. Blands Festnahme durch einen weißen Polizisten und ihr Tod hatten in den USA neue Debatten über Polizeigewalt gegen Schwarze ausgelöst. Bland hatte unweit von Houston mit ihrem Auto die Fahrspur gewechselt, ohne zu blinken. Als ein Polizist sie stoppte, gerieten beide in einen lauten Streit. Sie kam daraufhin wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt ins Gefängnis.
stu/mog (afp, ap, dpa)