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Ungereimtheiten nach Tod von Bland

23. Juli 2015

Die Dokumente widersprechen sich. Manche sagen, die in ihrer Zelle tot aufgefundene Afroamerikanerin sei depressiv gewesen. Die Familie behauptet das Gegenteil. Klar ist: Bland hätte nie hinter Gitter wandern dürfen.

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Eine Demonstrantin hält ein Schild mit der Aufschrift "Justice for Sandra Bland" in die Höhe (Foto: Reuters)
#JusticeForSandraBland: Demonstranten protestieren in New York gegen PolizeigewaltBild: Reuters/S. Stapleton

Sandra Bland habe bereits in der Vergangenheit versucht, sich selbst das Leben zu nehmen - laut Sheriff Glenn Smith hat die junge Frau das zu einem Aufseher gesagt. Zwei Gefängniswärter gaben allerdings an, sie habe sich bei ihrer Verhaftung nicht als depressiv, sondern als aufgebracht beschrieben. Auch ihre Familie teilte mit, dass Bland keinerlei Suizidgedanken gehabt habe. Sie sei nicht niedergeschlagen gewesen, sondern habe sich auf ihren neuen Job bei ihrer ehemaligen Uni gefreut.

In dem ersten Fragenbogen teilte Sandra Bland bei ihrer Einweisung ins Gefängnis mit, dass sie im vergangenen Jahr versucht habe, Selbstmord zu begehen - nachdem sie ihr Baby verloren hatte. Am Mittwoch veröffentlichte Unterlagen zeigen aber auch, dass die 28-Jährige zur gleichen Zeit angegeben hatte, momentan nicht depressiv zu sein. Dies teilte Sheriff Glenn Smith mit. Demnach habe auch keiner der Beamten sie als Risikokandidatin eingestuft.

Die unterschiedlichen im Gefängnis in Texas ausgefüllten Fragebögen weisen allerdings auch Ungereimtheiten auf. Ein Dokument besagt, Bland habe 2015 einen Selbstmordversuch unternommen. Ein weiterer - von einem anderen Gefängnisangestellten ausgefüllter Fragebogen - datiert den Vorfall auf 2014. In den Unterlagen finden sich auch unterschiedliche Informationen darüber, ob Bland im vergangenen Jahr Suizidgedanken gehabt hatte oder nicht. Ebenso geht nicht eindeutig aus den Dokumenten hervor, ob die 28-Jährige an Epilepsie gelitten und deswegen Medikamente genommen hatte.

Die Behörden gehen von Suizid aus

Sandra Bland war am 13. Juli - drei Tage nach ihrer Festnahme - in ihrer Zelle gestorben. Laut Polizei handle es sich dabei um einen Suizid. Die Frau habe sich mit einer Plastiktüte erhängt. Aber die Justiz ermittelt wie bei einem Mordfall. Der Tod von Bland sorgte in den USA für großes Aufsehen, weil in den vergangenen Monaten schon mehrfach Schwarze durch die Gewalt von weißen Polizisten ums Leben gekommen waren. Bei dem Kurznachrichtendienst Twitter zweifeln viele Nutzer unter den Hashtags #JusticeForSandy und #WhatHappenedToSandyBland die offiziellen Angaben an. Sandra Bland war am 10. Juli in der Nähe von Housten in Texas festgenommen worden, da sie beim Spurwechsel nicht geblinkt hatte.

Polizeiaufnahme Sandra Blands nach der Festnahme (Foto: dpa)
Polizeiaufnahme Sandra Blands nach der VerhaftungBild: picture-alliance/dpa/Waller County Sheriff's Office

Ein kürzlich von der Polizei veröffentlichtes Video der Bordkamera des Streifenwagens zeigt, wie sich der Streit zwischen der Fahrerin und dem weißen Beamten hochschaukelt. Der Polizist droht in dem Video offenbar mit einer Elektropistole, nachdem sich Bland über die Behandlung beschwert. Er sagt: "Ich zünde dich an!" (I will light you up). Dann zerrt er sie aus dem Auto und legt ihr Handschellen an. Die darauf folgende Diskussion ist nur noch zu hören. Bland wirft dem Polizisten vor, ihren Kopf auf den Boden geschlagen zu haben. Außerdem bezeichnet sie ihn als "Weichei". Der inzwischen suspendierte Beamte gab an, Bland habe ihm gegen das Schienbein getreten und mit dem Ellenbogen gestoßen.

Der texanische Senator Royce West machte deutlich, dass er das polizeiliche Vorgehen gegen Sandra Bland als unverhältnismäßig einschätzt. Die Afroamerikanerin habe es nicht verdient, festgenommen zu werden, sagte er.

mas/stu (afp, ap, dpa, rtre)