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Katholiken in Hongkong

Klaus Krämer4. Juli 2014

Massenproteste für mehr Demokratie in der Sonderverwaltungszone sorgten vor wenigen Tagen für Schlagzeilen. Die Forderungen der Demonstranten treffen beim katholischen Erzbischof auf offene Ohren.

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Pro-demokratische Demonstration in Hongkong 01.07.2014 (Foto: picture-alliance/AP Photo)
Bild: picture-alliance/AP Photo

Mehr Demokratie für Hongkong - eine Forderung, hinter die sich die katholische Kirche in der Stadt an der südchinesischen Küste ohne Vorbehalte stellt. Demokratie sei ein hohes Gut, "das wir als Kirche verteidigen müssen. Nicht mit Gewalt, sondern im Dialog", sagte Kardinal John Tong Hon, Bischof der Diözese Hongkong am Donnerstag (03.07.2014). Bei seinem Besuch des Chinazentrums in Sankt Augustin bei Bonn berichtete er, viele Bürger Hongkongs fragten sich "was nützt uns eine freie und demokratische Wahl, wenn die aufgestellten Kandidaten vorher von der chinesischen Regierung ernannt werden?"

Vielmehr solle es ein Komitee aus der Mitte der Bevölkerung geben, das die Kandidaten für die Wahlen bestimmt. "Zahlreiche Hongkonger kritisieren, dass die Regierung in China durch ihre Vorentscheidungen versucht, die Wahlen zu manipulieren." Mit der Mobilisierung der Bürger und den Demonstrationen wollten verschiedene demokratische Gruppen "den Druck auf die Machthaber erhöhen, weil sie die wirtschaftlichen Beziehungen von China beeinträchtigen können", so der Kardinal während des Aufenthalts in Deutschland.

Kardinal John Tong Hon (Foto: GABRIEL BOUYS,GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images)
Kardinal John Tong HonBild: GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images

Geschichtliche Ursache

Honkong war und ist für beide wichtig - für China ebenso, wie für die westliche Welt. Bis 1997 britische Kronkolonie, hatte sie eine gewisse Brückenkopf-Funktion für den Westen in der kommunistischen Volksrepublik. Vor 17 Jahren dann die Übergabe der Staatshoheit an die Volksrepublik China. Seitdem ist Hongkong eine chinesische Sonderverwaltungszone unter Beibehaltung einer freien Marktwirtschaft und hoher innerer Autonomie. Letztere garantiert ein unabhängiges Rechtssystem, mit dem auch Bürgerrechte wie Versammlungs-, Meinungs- und Pressefreiheit verbunden sind. Die Rahmenbedingungen all dieser Freiheiten gibt jedoch die Regierung in Peking vor. Daran, dass die irgendwann die volle Kontrolle über die Sonderverwaltungszone Hong Kong haben möchte, besteht kein Zweifel.

Proteste am Tag der Rückgabe

Der 1. Juli, also der Tag der Rückgabe Hongkongs, wird deshalb von seinen Bürgern traditionell zu Demonstrationen für die Wahrung der Autonomierechte genutzt. In diesem Jahr wurden daraus friedliche Massenproteste für mehr Demokratie, wie man sie seit über zehn Jahren nicht gesehen hatte. Die Sorge vieler Hongkonger über den wachsenden Einfluss Pekings trieb mehr als eine halbe Million von ihnen auf die Straße. Die Verunsicherung staatlicherseits verdeutlicht die Zahl von über 500 festgenommenen Teilnehmern am Dienstag und fünf der Organisatoren am Freitag.

Festnahmen bei pro-demokratischen Protesten in Hongkong 02.07.2014 (Foto: PHILIPPE LOPEZ/AFP/Getty Images)
Festnahmen bei den pro-demokratischen ProtestenBild: AFP/Getty Images

Bereits wenige Tage vor der großen Kundgebung hatten sich fast 800.000 Menschen, also jeder fünfte Wahlberechtigte, an einem inoffiziellen Referendum für Demokratie beteiligt. Die Hauptforderungen: Sie wollen den nächsten Regierungschef von Hongkong im Jahr 2017 zum ersten Mal frei nominieren und frei wählen. Die demokratischen Gruppierungen meinen es also ernst.

Demokratie, statt Verfolgung

Dass Kardinal John Tong Hon als Oberhirte der Diözese Hongkong ebenfalls für mehr Demokratie eintritt, liegt angesichts der Geschichte der Kirchen in China auf der Hand. Christen aller Konfessionen haben seit der Machtübernahme durch die Kommunisten 1949 Verfolgung und massiven Druck erlitten. Ausgenommen jene, die den staatlich zugelassenen offiziellen katholischen und evangelischen Kirchen angehörten. Aber rund die Hälfte der geschätzten 13 Millionen katholischen Christen im Reich der Mitte gehören zur Untergrundkirche. Weil die für eine kompromisslose Gemeinschaft mit dem Papst eintritt, sind ihre Mitglieder bis heute Repressalien ausgesetzt. Trotz gewisser Lockerungen haben viele immer noch Angst, ihren Glauben zu leben.

Der frühere Hongkonger Kardinal Zen Ze-kiun vergleicht die Glaubensfreiheit in China gerne mit einem Käfig. "Ob klein oder groß, sogar wenn er sehr groß ist: Ein Käfig bleibt ein Käfig. Ein Vogel im Käfig ist nicht frei."

Hongkonger Bischof Joseph Zen Ze-kiun (Foto: AP Photo/Luca Bruno)
Kardinal Joseph Zen Ze-kiunBild: picture-alliance/AP

Vielleicht kann mehr Demokratie in Hongkong ein erster Schritt hin zu mehr Demokratie in ganz China sein. Kardinal John Tong Hon jedenfalls hat "die Hoffnung, dass bald alle Christen in China ihren Glauben offen leben können", denn China habe keine andere Wahl, als sich weiter zu öffnen.