Pro-Demokratie-Kundgebung aufgelöst
2. Juli 2014Auch wildes Geschrei und Fußtritte in Richtung der Polizisten nutzte nichts. Dutzende Menschen wurden im Stadtzentrum von Hongkong in Busse getragen und abtransportiert. Einige gaben ihren Protest auch freiwillig auf, andere wiederum hielten den Sicherheitskräften stundenlang stand.
Am Ende war jeder Widerstand zwecklos. Ein Polizeisprecher sagte, wer bei der Protestaktion sei, werde wegen "Behinderung und Gefährdung von Verkehrsteilnehmern" sowie Teilnahme an einer unerlaubten Versammlung festgenommen.
Über 500 Festnahmen
Bis zum frühen Morgen nahm die Polizei 511 Personen fest, die sich über Nacht vor dem Amtssitz von Regierungschef Leung Chun-ying niedergelassen hatten und Parolen für mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion skandierten.
Dem nächtlichen Sit-in war am Dienstag eine Massendemo von hunderttausenden Menschen vorausgegangen. Die Teilnehmer verlangten endlich freies Wahlrecht, womit sie den Machtanspruch der kommunistischen Führung in Peking empfindlich herausforderten.
Mehr Teilnehmer als sonst
Seit der Übergabe der früheren britischen Kolonie an China im Jahr 1997 findet jedes Jahr am 1. Juli eine Demokratiekundgebung in Hongkong statt. In diesem Jahr war der Marsch durch das Geschäfts- und Bankenviertel der sieben Millionenmetropole besonders groß.
Für zusätzlichen Ärger in Peking sorgt die informelle Volksabstimmung der vergangenen Tage. Knapp 800.000 Einwohner und damit fast ein Viertel der Wahlberechtigten hatte sich an der Aktion im Internet beteiligt. 88 Prozent sprachen sich dabei für eine öffentliche Nominierung der Kandidaten für die Wahl zum Regierungschef von Hongkong aus.
Freie Wahlen läßt Peking nicht zu
Hongkong genießt seit der Rückgabe an die Volksrepublik China einen besonderen Autonomiestatus. Zwar werden Bürgerrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit gewährt, demokratische Wahlen sind allerdings nicht erlaubt.
Peking verurteilte das Online-Referendum als illegal. Zwar versprach die kommunistische Führung, den Nachfolger des derzeitigen Verwaltungschefs Leung Chun-ying im Jahr 2017 vom Volk wählen zu lassen. Die Kandidaten sollen jedoch von Peking ausgesucht werden.
uh/as (afp,dpa)