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Hollywood-Designer René Hubert zog die Stars an

Timothy Rooks
21. März 2021

René Hubert entwarf Kostüme für rund 180 Spiel­fil­me und Musicals, kleidete Marylin Monroe und Marlene Dietrich ein. Zweimal war er für den Oscar nominiert.

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Schwarzweiß-Foto von René Hubert, der auf einem Sofa neben Starfotos sitzt.
René Huberts Motto: Kleider machen StarsBild: Collection Cinémathèque Suisse

Traumjobs sind nicht so leicht zu finden. Dem Schweizer Kostümbildner René Hubert ist das gelungen, erst in Paris und später in Hollywood. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere kannte er die privaten Telefonnummern von Greta Garbo, Marlene Dietrich, Vivien Leigh, Ingrid Bergman und Gloria Swanson und zeigte sich mit den Leinwandgöttinen in der Öffentlichkeit.

Doch Hollywood hat ein kurzes Gedächtnis. Es ist einem Zufall zu verdanken, dass René Hubert nicht zur Fußnote der Filmgeschichte worden ist. Vor mehr als 20 Jahren wurde ein Schweizer Autogrammjäger namens Rolf Ramseier von einem Nachbarn des Designers kontaktiert. Dieser bot ihm zwei große Kartons und zwei Mappen voll mit Skizzen, Fotos, Zeitungsausschnitten, Briefen und Oscar-Nominierungen zum Kauf an. Der Nachbar hatte sie nach Huberts Tod vor dem Müll gerettet.

Ramseier hatte zwar noch nie etwas von dem Designer gehört. Doch ein Blick genügte ihm, um zu erkennen, dass er etwas Besonderes in den Händen hielt. Er kaufte den Nachlass mit dem Versprechen, sich darum zu kümmern und eines Tages eine Ausstellung zu organisieren, um Huberts Andenken lebendig zu halten. Dieses Versprechen hat er gehalten, und nun widmet das Museum für Gestaltung Zürich dem Werk des Modedesigners und Innenarchitekten eine Ausstellung.

Aus einer Schweizer Kleinstadt nach Hollywood

Es gibt nicht viele Schweizer, die in Hollywood groß rausgekommen sind. René Hubert war kein gewöhnlicher Designer. Geboren 1895 in der Kleinstadt Frauenfeld, Schulbesuch in St. Gallen, 1916 Umzug nach Paris. In Frankreichs Hauptstadt studierte er Kunst an der Ecole des Beaux Arts. In Paris begann er erste Kostüme und Bühnenbilder für Theater und Musiksäle zu entwerfen. Außerdem arbeitete er auch mit Modedesignern zusammen. 

Zwei Schauspieler in futuristischen Kostümen, die 1936 geschaffen wurden von René Hubert. Sie erinnern an eine Mischung aus Star Wars und Römerfilm.
Visionär: Kostüme für Kenneth Villiers und Raymond Massey in dem Film "Was kommen wird", 1936Bild: Collection Cinémathèque Suisse

Sein Leben änderte sich für immer, als er im Herbst 1924 die US-amerikanische Schauspielerin Gloria Swanson kennenlernte. Sie drehte gerade einen Film in Frankreich und galt als eine der berühmtesten und bestgekleideten Frauen der Welt. Swanson nahm Hubert mit nach Kalifornien und vermittelte ihm Aufträge für mindestens sieben ihrer Filme. Außerdem staffierte er sie privat aus. Die beiden verband eine lebenslange Freundschaft.

Zu dieser Zeit investierten die Studios in ihre Kostümabteilungen. Realistische Kostüme kamen in Mode, um die Schauspieler in echte Charaktere zu verwandeln. Für Hubert genau das richtige Timing. Er wurde bald für seine authentischen historischen Designs bekannt. 

Freiberuflichkeit als Lebenseinstellung

René Hubert war nicht nur für Swanson tätig, sondern arbeitete in den nächsten 40 Jahren für verschiedene große Hollywood-Studios: Paramount, MGM, 20th Century Fox und United Artists-Korda. Er arbeitete auch für Theater und unabhängige Filme und reiste ständig hin und her zwischen den USA und Europa, wo er Jobs in London, Paris und Berlin annahm.

Er ließ sich nicht fest anstellen; so konnte er sich frei bewegen. Da jedes Studio mehr als 50 Filme pro Jahr herausbrachte, gab es reichlich Arbeit. 

"Als vielseitiger freiberuflicher Designer und später bei 20th Century Fox hatte Hubert die Möglichkeit, mit großen Hollywood-Regisseuren wie Ernst Lubitsch und populären Stars wie Betty Grable zusammenzuarbeiten, deren extravagante Musical-Komödien heute nicht mehr so bekannt sind", sagt Deborah Nadoolman Landis, selbst Designerin ikonischer Kostüme wie die der Blues Brothers, Indiana Jones und Michael Jackson in Thriller, sowie Direktorin des David C. Copley Center for Costume Design der UCLA, im DW-Interview.

Vier Menschen sitzen aus Sesseln an einem Tisch im Innenraum eines Flugzeugs.
René Hubert entwarf auch das Design für SwissairBild: ETH-Bibliothek Zürich/Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz

Er wirkte an rund 200 Filmen mit, die meisten in den 1930er und 1940er-Jahren. Er arbeitete mit Kult-Regisseuren wie Fritz Lang, Otto Preminger, Vincente Minnelli, René Clair und Alfred Hitchcock. Er entwarf Kostüme für Stars wie Tallulah Bankhead, Deborah Kerr, Norma Shearer, Yul Brynner, Laurence Olivier, Marlon Brando. Auch für die 7-jährige Shirley Temple und für Marilyn Monroe in einer ihrer ersten Rollen steuerte er die Kostüme bei.

Rückkehr in die Schweiz

1950 hatte Hubert Hollywood verlassen und war zurück in der Schweiz. Im selben Jahr wurde er Hausdesigner von Swissair. Für das Kabinenpersonal der Fluggesellschaft entwarf er drei Uniformkollektionen und überarbeitete die Innenausstattung der Flugzeuge. Außerdem entwarf er Kleidung und Accessoires für Kaufhäuser und arbeitete mit dem Schuhhaus Bally zusammen.

Er nahm noch einige spezielle Filmprojekte an. Für diese späteren Arbeiten erhielt er zwei Oscar-Nominierungen: für "Desiree" von 1954 für das beste farbige Kostümdesign und für das beste schwarz-weiße Kostümdesign in seinem letzten Film für "Der Besuch" (1965). Da war Hubert bereits 70 Jahre alt. 

Gloria Swanson steht in einem Treppenhaus, über dessen Geländer sie eine Schärpe mit Rosenaplikation gelegt hat.
Gloria Swanson war seine Muse: Hier ist sie in dem Film "What a Widow" von 1930 zu sehenBild: Courtesy Everett Collection/picture alliance

1976 starb Hubert im Alter von 80 Jahren in seinem Zuhause. "Er war ein wunderbarer Designer, Künstler und Kollege, dessen geistreiche Kostüme seine Intelligenz, seinen Sinn für Humor, seinen exquisiten Geschmack und seine Liebe zu Farben widerspiegeln", sagt Landis auf die Frage, warum Hubert prägend war. "Er schuf das Beste des Goldenen Zeitalters von Hollywood."

Adaption: Sabine Oelze