Fritz Lang - vor 130 Jahren geboren
5. Dezember 2020Der Regisseur Fritz Lang (1890 -1976) ist unvergessen. Seine Filme finden bis heute ihr Publikum, nicht nur unter Cineasten. 2020 sind gerade seine beiden filmischen Meisterwerke "M" und "Das Testament des Dr. Mabuse" bei Atlas Film neu auf DVD erschienen, mit interessantem historischem Material rund um die Produktionsgeschichte der beiden Filmklasssiker.
1995 wählte die Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin - nach einer Umfrage unter Filmkritikern und Fachleuten - den Filmklassiker "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" von Regisseur Fritz Lang zum "wichtigsten Werk der deutschen Filmgeschichte".
Deutscher Exportschlager
Fritz Lang, der am 5. Dezember 1890 in Wien geboren wurde, ist einer der kulturellen Exportschlager Deutschlands - wenn man den berühmten Regisseur, der lange in den USA gearbeitet hat, denn als Deutschen definiert. Er verfügte immerhin über drei amtliche Pässe, den seines Geburtslandes Österreich, den deutschen und auch den US-amerikanischen.
1922, nach der Heirat mit der Drehbuchautorin und Schauspielerin Thea von Harbou, hatte er die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Nach seiner späteren Emigration in die USA erhielt er 1939 dann auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.
Vom Stummfilm zum Tonfilm
Mit dem Stummfilm "Der müde Tod" hatte Lang 1921 in der Weimarer Republik seinen ersten großen Erfolg als Regisseur gefeiert. Dem ließ er monumentale Filme folgen, die ihn weltweit bekannt machten: "Die Nibelungen" (1924), "Metropolis" (1927), "Die Frau im Mond" (1929), "Das Testament des Dr. Mabuse" (1933).
Das bis heute einflussreichste Werk von Fritz Lang ist allerdings "M" (1931). Peter Lorré legt mit der Hauptrolle des unheimlichen Kindermörders den Grundstein für seine spätere Karriere als Schauspieler. Thea von Harbou, von der sich Lang 1933 scheiden ließ, wurde für ihre Drehbucharbeit gefeiert.
Der Filmkritiker Dr. Hans Wollenberg schrieb nach der Uraufführung am 11. Mai 1931 in der Berliner "Lichtbildbühne": "Seit langem lief über die Projektionswände kein Film von dieser Bedeutung. Ein solches Filmwerk hebt das Tonfilm-Kino zum Film-Theater, zur Schaubühne hervorragender darstellender Dichtkunst."
Karriere in der Weimarer Republik
1933 folgte allerdings der Bruch mit der deutschen Filmindustrie und der Ufa. Josef Goebbels hatte versucht, den gefeierten Regisseur für Propagandazwecke der NSDAP einzuspannen. Der einflussreiche Goebbels, ein Bewunderer seiner Filme, bot ihm den Posten des Reichs-Filmintendanten an. Aber Fritz Lang bat sich Bedenkzeit aus - und entschloss sich noch am gleichen Tag zur Emigration aus Nazideutschland.
In der Biografie von Norbert Grob über Fritz Lang ("Ich bin ein Augenmensch", 2014) ist nachzulesen, dass Lang nicht unmittelbar nach diesem vielzitierten persönlichen Gespräch mit Goebbels das Land verließ, wie er es später kolportiert hatte, sondern erst Monate später. Der erfolgreiche Regisseur arbeitete zunächst in Deutschland weiter und ging erst Ende 1933 ins Exil nach Paris.
Fritz Lang: am liebsten unabhängig
Während seines kurzen Intermezzos in Frankreich realisierte Lang zusammen mit dem ebenfalls emigrierten Filmproduzenten Erich Pommer "Liliom", mit Charles Boyer in der Hauptrolle. 1934 gelang Fritz Lang dann der Sprung nach Hollywood, wo er in der Emigration zwar zu einem äußerst produktiven Regisseur wurde, sich aber nie dort verwurzeln konnte.
Lang, so Norbert Grob in seiner detailreichen Biografie, war aufgrund seiner autoritären Persönlichkeitsstruktur vor allem wenig geeignet, sich dem starren Studiosystem in den USA unterzuordnen. Einem System, in dem mächtige Produzenten und einflussreiche Studiobosse das Ruder der Hollywood-Produktionen in der Hand hielten - und nicht der jeweilige Regisseur.
Persönliches Drama mit Folgen
Biograf Norbert Grob hat bei den umfangreichen Recherchen zu seinem Buch noch etwas anderes herausgefunden, was eine Neu-Interpretation der Filme von Fritz Lang nach sich ziehen könnte.
Nach dem nie völlig geklärten Tod seiner ersten Ehefrau, die durch einen Pistolenschuss zu Hause starb, während sich der junge Fritz Lang nebenan mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Thea von Harbou vergnügte, war der Regisseur unter Mordverdacht geraten.
Von diesem Vorwurf wurde er zwar später freigesprochen, doch der Schock saß tief. Fritz Lang begann, alles zu notieren, aufzuzeichnen, führte akribisch Buch über seine Tätigkeiten. Das Thema des zu Unrecht Verdächtigten spielte später in seinen Hollywood-Filmen oft eine wichtige Rolle.
Produktives Arbeiten in den USA
In den USA drehte der aus Nazideutschland emigrierte Fritz Lang mit vielen Hollywood-Stars, wie Spencer Tracy, Marlene Dietrich, Henry Fonda, Glenn Ford u.v.a. Aber an seine großen Erfolge in Deutschland konnte er im amerikanischen Exil nicht anknüpfen.
In den 1940er-Jahren drehte Lang, der sich für die Gründung einer "Anti-Nazi-League" in den USA stark gemacht hatte, auch einige politisch grundierte Anti-Nazi-Filme, wie "Menschenjagd" (1941) und "Auch Henker sterben" (1943), für den er mit einem anderen berühmten Emigranten zusammenarbeitete: Bertolt Brecht.
1944 folgte dann "Ministerium der Angst". In den 1950er-Jahren entstand "Engel der Gejagten" (1952), ein Western mit Marlene Dietrich und der Polizeifilm "Heißes Eisen" (1953), mit Glenn Ford in der Hauptrolle.
Herausragender Platz in der Filmgeschichte
1956 kehrte der Regisseur Fritz Lang nach Deutschland zurück, um für den jüdischen Produzenten Artur (Atze) Brauner seine letzten Filme zu drehen: 1959 den Zweiteiler "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal" und 1960 "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse".
Aber seine künstlerische Kraft fand Lang im Nachkriegsdeutschland nicht wieder. Zuletzt war er nahezu blind. Er starb am 2. August 1976 in Beverly Hills, in seiner Exil-Heimat USA.
Fritz Lang hat der Welt des Kinos inspirierende, künstlerisch visionäre und bis heute atemberaubend spannende Filme hinterlassen. Viele zählen zu den Klassikern der internationalen Filmgeschichte. An seinem 130. Geburtstag am 5. Dezember wird man seiner wieder mal gedenken.