Heftige Luftangriffe nach Waffenruhe
23. Oktober 2016Die von Saudi-Arabien geführte Koalition hat im Jemen wieder Ziele der Rebellen in der Hauptstadt massiv bombardiert. Jemens Außenminister Abdulmalik al-Mikhlafi sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine Verlängerung der Feuerpause um drei weitere Tage - wie von der UN gefordert - sei "nutzlos", da die Gegenseite keinerlei Engagement erkennen lasse, sie einzuhalten. Die Waffenruhe habe "faktisch nicht stattgefunden", so der Minister der international anerkannten Exilregierung.
Nach Angaben der jemenitischen Armee flog die von Saudi-Arabien angeführte Koalition zur Unterstützung der Regierungstruppen am frühen Morgen Angriffe auf mehrere Militärposten der Huthi-Rebellen in Sanaa. Außerdem wurden Positionen der Aufständischen in den nördlichen Regionen Marib, Al-Dschauf und Saada sowie in Taes im Südwesten des Landes angegriffen. Der Rebellen-Sender Al-Masirah sprach von 16 Luftangriffen der Koalition.
Am Samstag um Mitternacht Ortszeit war eine mehrtägige Waffenruhe für den Jemen ausgelaufen. Der UN-Sondergesandte für das Land, Ismail Ould Cheikh Ahmed, forderte eine Verlängerung der Feuerpause um mindestens 72 weitere Stunden und erklärte, trotz "wiederholter Verstöße beider Seiten" habe die Waffenruhe in weiten Teilen gehalten.
Während der Kampfpause sei es möglich gewesen, Nahrung und humanitäre Hilfsgüter zu verteilen, sagte Ahmed weiter. UN-Mitarbeiter hätten bislang nicht zugängliche Gebiete des Landes erreichen können. Darauf wolle die UN aufbauen. Die Waffenruhe sollte den Weg zu Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden ebnen. Die Konfliktparteien hatten sich gegenseitig Verstöße gegen die Vereinbarung vorgeworfen.
Im Jemen kämpfen seit September 2014 Truppen des sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gegen vom Iran unterstützte schiitische Huthi-Rebellen und andere Milizen, die dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Treue halten. Seit März 2015 fliegt ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis Luftangriffe auf die Rebellen. Seither wurden nach Schätzungen der UN fast 6900 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten.
stu/wl (afp, dpa)