Mindestens elf Tote trotz Feuerpause im Jemen
20. Oktober 2016Vereinzelte Gefechte gefährden im Jemen die Feuerpause, die die Vereinten Nationen ausgehandelt haben. Am ersten Tag der dreitägigen Waffenruhe wurden mindestens elf Menschen getötet, wie am Donnerstag aus verschiedenen Quellen verlautete. Die unter UN-Vermittlung vereinbarte Kampfpause soll den Weg zu Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden ebnen.
Seit März 2015 fliegt ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis Luftangriffe auf Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen, die große Teile des armen arabischen Landes kontrollieren, darunter auch die Hauptstadt Sanaa. Saudi-Arabien und seine Verbündeten unterstützen den sunnitischen Staatschef Abd Rabbo Mansur Hadi. Die Rebellen halten dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Treue.
Wechselseitige Beschuldigungen
Beide Konfliktparteien warfen sich am Donnerstag gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vor. Fünf regierungstreue Kämpfer seien im Nordwesten des Landes bei Angriffen der Rebellen getötet worden, erklärten die Hadi-Truppen. Drei Rebellen seien in der Provinz Hodeida im Westen des Landes getötet worden. Unter den Todesopfern waren nach Angaben der Rebellen auch drei Zivilisten, die bei einem Luftangriff der Militärkoalition in der Provinz Saada nördlich der Hauptstadt Sanaa getötet worden seien.
Ein Sprecher der Militärkoalition kündigte "angemessene" Reaktionen auf die Verstöße gegen die Waffenruhe an. Die Rebellen hätten in mehr als 43 Fällen gegen die Waffenruhe verstoßen. Rebellensprecher General Scharaf Lokman sagte, seine Einheiten würden die Waffenruhe einhalten - vorausgesetzt, "der Feind" halte sich in der Luft, am Boden und im Wasser ebenfalls daran.
Es handelt sich um den sechsten Anlauf für eine Waffenruhe in dem Konflikt, bei dem schon mehr als 6.900 Menschen getötet wurden, davon mehr als die Hälfte Zivilisten. Die Zahl der Vertriebenen ist inzwischen bei drei Millionen angelangt. Noch mehr Menschen benötigen im ärmsten Land der arabischen Halbinsel dringend Nahrungsmittelhilfen.
Bobachtergruppe erwünscht
Sollte die Waffenruhe halten, muss ein Weg zu Friedensgesprächen geebnet werden. Die Regierung fordert hierfür zunächst die Einrichtung einer Beobachtergruppe zur Überwachung der Feuerpause, ein Ende der Belagerung von Jemens drittgrößter Stadt Tais durch die Huthi-Kämpfer sowie ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe. Die Huthi-Rebellen zeigen sich zwar offen für die Aufnahme von Friedensgesprächen, lehnen jedoch Vorbedingungen ab.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini äußerte die Hoffnung, dass die Waffenruhe genutzt werden könnte, um großen Teilen der notleidenden Bevölkerung humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. "Das sollte ein erster Schritt sein, um den Weg für die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen unter UN-Vermittlung zu bereiten, die das einzig wirksame Mittel für ein Ende des Konflikts und eine langfristige Lösung sind", hieß es in einer Erklärung aus Brüssel.
kle/sti (dpa, afp)