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FC Bayern: Flick zweiter Triple-Trainer

Marko Langer
24. August 2020

Bei Pep Guardiola war alles "supersuper". Jürgen Klinsmann hatte Buddhas, Jupp Heynckes Erfolg ohne Ende. Bei Niko Kovac gab es schlechte Stimmung, und bei Hansi Flick wird motiviert gearbeitet. Ein verrückter Trick.

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Fussball Champions League Finale  Paris St. Germain - Bayern Muenchen 0-1 Hans Dieter Flick
Bild: Imago Images/SvenSimon

Sicher ist es ein gutes Zeichen, wenn der Trainer des FC Bayern einen Hund hat. Bei Jupp Heynckes war es ja so, dass Schäferhund Cando maßgeblichen Einfluss auf das Leben und die Entscheidungen des Fußball-Lehrers hatte, zum Beispiel zweifach bellend die Zustimmung zum Engagement in München und damit das legendäre Spätwerk Heynckes' beim FC Bayern beeinflusste. So erzählte es Heynckes, Bayerns Triple-Trainer von 2013, als er in München anfing.

Labrador folgt Schäferhund

Zum Leben der Familie Hansi Flicks, der seit dem Sieg des FC Bayern gegen Paris St. Germain Bayerns zweiter Triple-Trainer ist, gehört ein Labrador, der seinerseits auch schon seine Wirkung am Trainingsgelände an der Säbener Straße entfaltete. Denn so ein Labrador lädt naturgemäß zum Streicheln ein, gelegentlich sogar die Bayern-Profis. Bei Schäferhunden wäre man da im ersten Moment vielleicht vorsichtiger.

Das hat, zugegeben, erstmal nichts mit Fußball zu tun. Aber die Sache mit dem Hund fällt einem trotzdem sofort ein, weil ja schon in den Tagen vor dem Champions-League-Finale so viel über die Ähnlichkeiten zwischen Jupp Heynckes und Hansi Flick gesprochen, geschrieben und gesendet wurde. Allerdings ist der Hund nicht die einzige Parallele, wenn man sich die Trainer-Karrieren der beiden Herren auf der Trainerbank des FCB so anschaut. Heynckes wurde zurückgeholt, als den Italiener Carlo Ancelotti in München nur noch der Italiener Carlo Ancelotti gut fand. Ancelotti, erinnert sich noch jemand? Flick wiederum bekam seine Chance, als das mit Niko Kovac nicht mehr ging.

Fussball Champions League  Finale  Paris St. Germain - Bayern Muenchen
​​​​Erfolg macht beliebt, wenn man es nicht ohnehin schon ist: Die Bayern-Profis lassen ihren Trainer fliegenBild: Imago Images/SvenSimon

Also, Flick folgt im November 2019 auf Kovac, um mal zu sehen, wie es läuft mit dem Mann, den man zunächst als Co-Trainer geholt hatte. Schnell wurde er zur Interimslösung. Das war wie eine Wette auf die Zukunft. Die Bayern-Chefs wussten zwar um die menschlichen Qualitäten des vor 55 Jahren in Heidelberg geborenen Flicks. Und um die fachlichen sowieso.

Jemand, der als Jahrgangsbester den Fußballlehrer-Lehrgang an der DFB-Trainerakademie beendete, der Assistent von Joachim Löw bei der Nationalelf, dort Weltmeister 2014 und schließlich Sportdirektor beim DFB wurde, dem muss man nicht erklären, wie das Spiel funktioniert. Einerseits. Andererseits jedoch: Trainieren Sie einmal eine Mannschaft mit lauter Helden, in der sich - wie unter Kovac geschehen - auch schon mal eine Spielerfrau öffentlichkeitswirksam auf Instagram beschwert, wenn ihr persönlicher Held und Gute-Laune-Beauftragter nicht ausreichend Rasenzeit bekommt! Was für ein Skandal, also wirklich. Der FC Hollywood, die gruseligen Alt-Zeiten des FCB ließen grüßen.

Von vier auf eins

Flick - der mit Hollywood eher weniger am Hut hat - machte sich an die Arbeit. Sprach viel, kommunizierte mit Leistungs- wie Hoffnungsträgern und machte auch keinen Bogen um Problembären. Die Bayern waren auf Tabellenplatz vier, als er begann. Am 32. Spieltag waren sie dann Meister. Noch irgendwelche Fragen?

Fußball FC Bayern München-Spieler Hans-Dieter Hansi Flick
Hansi Flick (zweiter von rechts) als Spieler beim FC Bayern: Jubel über einen Treffer im Spiel gegen den VfB Stuttgart im November 1986Bild: picture-alliance/dpa/F. Leonhardt

Wer schon einmal in einem Verein gearbeitet hat - und es muss gar nicht der FCB, der BVB oder eine andere dieser teuren Wundertüten sein - der weiß, dass es unter den Männern da mitunter heftigst menschelt. Es sind schließlich alles Männer im Topbereich, was die erwähnte Kommunikation nicht immer leichter macht. Einer, der sich nicht in den Vordergrund spielt, der nüchtern seine Arbeit macht und sich auch so - oder vor allem so - den Respekt der Mannschaft erarbeitet, so einer ist Hansi Flick.

Sein "alter ego" Heynckes hat im Fachmagazin "Kicker" über ihn gesagt: "Sein ehrlicher, empathischer Charakter befähigt ihn, in die Köpfe und Seelen der Menschen zu gelangen." Ihm imponiere die Homogenität der Elf auf dem Platz und die Harmonie der Spieler außerhalb.

Lieber Hansi statt Hans-Dieter

Charakterfragen, also. Aber längst nicht nur. Wie gesagt, der Mann war Jahrgangsbester. "Unser Ziel ist es, möglichst Ballverluste zu vermeiden", ist so ein klarer Flick-Satz vor dem Champions-League-Finale. Oder: "Wir fangen wieder bei Null an", erklärte er nach dem 8:2-Kantersieg gegen den FC Barcelona. Bei Null? Naja. Klub-Vorstand Oliver Kahn lobte den Coach, "der der Mannschaft wieder Struktur gegeben hat, der den wichtigen Spielern das Selbstvertrauen gegeben hat". Die Mannschaft, so Kahn, spiele nach einer klaren Idee.

Diese klare Idee lautete: Nach Meistertitel und Pokalsieg in der ersten Champions-League-Saison als Trainer auch den Titel in der Königsklasse zu holen. Nach etwas mehr als neun Monaten als Chefcoach wäre das doch schon mal etwas. Genau genommen: überhaupt erst das zweite Triple in der Vereinsgeschichte nach Jupp Heynckes 2013. Und genau so wurde es im Endspiel von Lisssbon auch umgesetzt - der mannschaftlichen Geschlossenheit und dem Teamgeist sei Dank!

Nun, nach dem Triumph sollte man übrigens trotzdem weiter "Hansi" statt Hans-Dieter zum Erfolgstrainer sagen, auch wenn es in Anbetracht des Erreichten respektvoller klingt. Die Anrede mit dem Bindestrich-Vornamen mag Flick aber, wie man hört, gar nicht gerne.