Gauland und Meuthen führen die AfD
2. Dezember 2017Meuthen erhielt 72 Prozent der Stimmen. 24 Prozent stimmten gegen ihn. Es gab bei der Abstimmung zum ersten Vorsitz in Hannover keinen Gegenkandidaten. Der Parteitag hatte zuvor beschlossen, wieder eine Doppelspitze zu wählen.
Gauland erhielt am Abend als einziger Kandidat für den zweiten Vorsitz 68 Prozent der Stimmen. Diese Wahl wurde in Hannover zu einem turbulenten Machtkampf. Zwei Wahlgänge für den Co-Vorsitz blieben zunächst ohne Ergebnis, weil weder der zunächst angetretene und als vergleichsweise gemäßigt geltende Berliner Landesvorsitzende Georg Pazderski noch seine Gegenkandidatin, die schleswig-holsteinische Landeschefin Doris von Sayn-Wittgenstein, eine ausreichende Mehrheit bekamen. Der Parteitag wurde daraufhin für weitere Beratungen unterbrochen.
Erbitterter Richtungskampf
Sayn-Wittgenstein zog ihre Kandidatur dann zurück. Die 63-jährige Rechtsanwältin war vom Lager um Björn Höcke unterstützt worden. In ihrer Bewerbungsrede schlug sie nationalistische Töne an.
Erst als Fraktionschef Alexander Gauland seine Kandidatur für den Co-Vorsitz neben Jörg Meuthen angekündigt hatte, zeichnete sich ein Ende des Richtungsstreits ab. Gauland begründete seine Kandidatur damit, die Strömungen der Partei zusammenhalten zu wollen. Die AfD sei Teil einer Bürgerbewegung, aber auch konservative Reformpartei. Er habe sich das anders vorgestellt, sagte Gauland in seiner Bewerbungsrede, auch mit Verweis auf sein Alter von 76 Jahren. "Aber nun hat das Schicksal anders gespielt." Daher habe er sich "von vielen Freunden in die Pflicht nehmen" lassen.
Meuthen ist zwanzig Jahre jünger und seit 2015 einer der Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD). Zunächst hatte er zusammen mit Frauke Petry amtiert, die nach der Bundestagswahl die Partei verlassen hat. Meuthen war AfD-Fraktionschef in Baden-Württemberg, seit kurzem sitzt er als Nachrücker seiner Partei im Europaparlament. In seiner Bewerbungsrede hatte er mit Blick auf das nationalkonservative Lager um den Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke betont: "Ich stehe zum Flügel, er ist ein integraler Bestandteil unserer Partei." Meuthen betonte zugleich, er lasse sich "durch nichts und niemanden vereinnahmen". Er habe "seinen eigenen Kopf".
Parteitag begann mit Verzögerungen
Der Tag in Hannover hatte mit Gegendemonstrationen und Straßenblockaden begonnen. Rund 6500 Demonstranten hatten versucht, die Anreise zum Bundesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD zu stören. Die Polizei brachte ein massives Aufgebot auf die Straßen, um Ausschreitungen zu verhindern. Schon am frühen Morgen positionierten sich vor dem Veranstaltungsort in Hannover zahlreiche Beamte. Nach Polizeiangaben setzten die Beamten auch Wasserwerfer ein, um die Blockaden aufzulösen. Es gab mehrere Verletzte, mehrere Demonstranten seien in Gewahrsam genommen worden. Der Parteitag konnte erst mit Verzögerung beginnen.
Bereits am Abend hatten etwa 1000 AfD-Gegner friedlich gegen die rechte Partei demonstriert. Unter dem Motto "Keine Angst für niemand" zogen sie begleitet von Polizisten durch die Innenstadt.
rb/cgn (afp, dpa, rtr)