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Politik

Tigray: Friedensgespräche in Südafrika

25. Oktober 2022

Die äthiopischen Bürgerkriegsparteien haben knapp zwei Jahre nach Beginn der Kämpfe erste formelle Friedensgespräche aufgenommen. Vertreter des äthiopischen Militärs und der Region Tigray kamen in Südafrika zusammen.

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Symbolbild Tigray Konflikt
Ein zerstörter Panzer bei der Stadt Kasagita in der äthiopischen Region AfarBild: Tiksa Negeri /REUTERS

"Südafrika ist bereit, Gastgeber und Hilfesteller für die Friedensgespräche zu sein", sagte der südafrikanische Präsidentensprecher Vincent Magwenya. Die Gespräche in Pretoria sollten eine "nachhaltige Lösung des verheerenden Konflikts" ermöglichen, Ziel sei ein "sicherer und konfliktfreier Kontinent". Die Friedensgespräche sollen vorerst bis Sonntag dauern. Der Start der Beratungen, die bereits einmal verschoben worden waren, war ursprünglich für Montag geplant gewesen.

Die Gespräche stehen unter der Leitung der Afrikanischen Union (AU). Dem Vermittlungsteam gehören unter anderem der frühere nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo, der kenianische Ex-Präsident Uhuru Kenyatta und die ehemalige südafrikanische Vizepräsidentin Phumzile Mlambo-Ngcuka an.

Der Vorsitzende der AU-Kommission, Moussa Faki Mahamat, begrüßte die Einleitung des mit Spannung erwarteten Prozesses. Er sagte, er sei "ermutigt durch die frühe Demonstration des Engagements der Parteien für den Frieden" und bekräftigte die anhaltende Unterstützung der AU für die Anstrengungen, die Waffen zum Schweigen zu bringen. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, forderte die Kontrahenten auf, angesichts der "sehr besorgniserregenden" humanitären Lage die Chance zum Frieden zu nutzen.

Kenia UN Tigray Filippo Grandi
UN-Hochkommissar Filippo Grandi appelliert bei einem Besuch in Kenia an die Konfliktparteien in ÄthiopienBild: Brian Inganga/AP Photo/picture alliance

Hoher diplomatischer Druck

In den vergangenen Wochen hatte sich der diplomatische Druck verstärkt, eine Verhandlungslösung für den blutigen Konflikt zu finden. Führende afrikanische Staaten hatten wie die USA und die Europäische Union zusammen mit Papst Franziskus einen Waffenstillstand und die Aufnahme von Friedensgesprächen gefordert, um weiteres Leid von der Zivilbevölkerung abzuwenden.

Der Konflikt hatte im November 2020 mit einer Offensive der äthiopischen Streitkräfte begonnen, nachdem die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) die Autorität der Zentralregierung immer wieder infrage gestellt hatte. Äthiopiens Militär kämpft gemeinsam mit eritreischen Streitkräften gegen die TPLF, die mehr Autonomie für ihre ethnische Gruppe verlangt. Der Konflikt hat sich inzwischen auf die benachbarten Regionen Afar und Amhara ausgeweitet.

Massive humanitäre Notlage

Die Kämpfe in Afrikas zweitbevölkerungsreichstem Land lösten eine massive Krise aus. Mindestens zwei Millionen Menschen wurden vertrieben. Nach einer Schätzung der USA kamen in dem Konflikt bereits rund eine halbe Million Menschen ums Leben. Menschenrechtsorganisationen beklagen, dass es auf beiden Seiten zu schwerwiegenden Kriegsverbrechen und ethnischen Säuberungen gekommen sei.

Die Gefechte und die Blockade von Hilfslieferungen haben zu einer gravierenden humanitären Notlage in der Region geführt. In Teilen von Tigray herrscht Hungersnot. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge sind von den gut sieben Millionen Menschen in Tigray etwa 5,2 Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eine fünfmonatige Waffenruhe hatte Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung genährt, Ende August entflammten die Kämpfe aber erneut.

kle/mak (afp, dpa, epd, rtr)