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Politik

Äthiopiens Armee besetzt Stadt in Tigray

18. Oktober 2022

Der Konflikt zwischen Äthiopiens Zentralregierung und den TPLF-Milizen im Nordosten des Landes dauert unvermindert an. Nun haben Regierungstruppen mit eritreischer Hilfe die strategisch bedeutsame Stadt Shire erobert.

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Äthiopische Soldaten bei einem Einsatz im Nordosten des Landes (Archivbild)
Äthiopische Soldaten bei einem Einsatz im Nordosten des Landes (Archivbild) Bild: AMANUEL SILESHI/AFP/Getty Images

Im Konflikt um die äthiopische Region Tigray haben die äthiopische und die eritreische Armee nach Rebellenangaben die strategisch wichtige Stadt Shire eingenommen. Die Führung der Rebellen in Tigray rief die Bewohner der Gebiete zum Widerstand auf. Die äthiopische Regierung teilte später mit, die Armee habe nicht nur Shire, sondern auch noch die Städte Korem und Alamata erobert. 

Ein Flüchtlingslager nahe der Stadt Shire in der äthiopischen Bürgerkriegsregion Tigray
Ein Flüchtlingslager nahe der Stadt Shire in der äthiopischen Bürgerkriegsregion TigrayBild: Joerg Boethling/IMAGO

Shire hatte vor Ausbruch des Konflikts in Tigray etwa 100.000 Einwohner. Die Stadt, die etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Eritrea entfernt liegt, verfügt über einen Flughafen und liegt an einer Straße, die sie mit der rund 300 Kilometer entfernten Regionalhauptstadt Mekele verbindet. In Shire leben tausende Binnenvertriebene, die wegen des Konflikts in Tigray ihre Heimat verlassen haben.

UN: "Gewalt hat erschreckendes Ausmaß erreicht 

Der neue UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk warnte vor einer Eskalation des Konflikts. Türk erklärte in Genf, er sei "zutiefst beunruhigt über das bedeutende Risiko einer Eskalation" des Konflikts in Tigray. Der aus Österreich stammende Türk verwies auf die anhaltende "massive Mobilisierung von Soldaten und Kämpfern der verschiedenen Konfliktparteien" und rief alle Seiten zu einem Ende der Kämpfe sowie Verhandlungen über eine langfristige friedliche Lösung auf.

Der aus Österreich stammende neue UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk
Der neue UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk spricht von Kriegsverbrechen in TigrayBild: Salvatore Di Nolfi/REUTERS

Am Montag hatte bereits UN-Generalsekretär António Guterres gewarnt, die Lage in Tigray drohe "außer Kontrolle" zu geraten. "Die Gewalt und die Zerstörung haben ein erschreckendes Ausmaß erreicht", erklärte Guterres und rief die eritreische Armee zum Rückzug aus Äthiopien an.

Konflikt dauert schon zwei Jahre  

Der bewaffnete Konflikt in Äthiopien hatte im November 2020 mit einer Offensive der äthiopischen Streitkräfte begonnen, nachdem die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) die Autorität der Zentralregierung immer wieder infrage gestellt hatte. Eine fünfmonatige Waffenruhe hatte Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung genährt, Ende August brachen die Kämpfe aber wieder aus.

Seitdem seien aus Tigray zahlreiche Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur gemeldet worden, erklärte Türk weiter. Bei derartigen Attacken handele es sich um "Kriegsverbrechen". Der Weltgesundheitsorganisation zufolge sind von den gut sieben Millionen Menschen in Tigray etwa 5,2 Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

sti/uh (afp, dpa, rtr, epd)