Filmbuch des Jahres 2013
16. Dezember 2013Eigentlich ist es schon lange klar: Dieses Buch war etwas Besonderes für die Filmhistorie. Als 1957 in Frankreich die beiden Filmkritiker Eric Rohmer und Claude Chabrol, die erst später als Regisseure zu Weltruhm kommen sollten, ihr Hitchcock-Buch vorlegten, bedeutete das einen Affront für die etablierte Filmkritik. Der gebürtige Brite, der in den 1950er Jahren schon in Hollywood arbeitete, stand damals im Ruf eines routinierten Handwerkers ohne große künstlerische Strahlkraft. Rohmer, Chabrol und noch ein paar andere französische Filmpublizisten sahen das anders. Sie erkannten schon frühzeitig das Genie des Regisseurs.
In der deutschen Ausgabe beschreibt nun Robert Fischer in seiner Einleitung sehr schön, wie es damals um Hitchcock stand und welche Reaktionen das Buch hervorrief: "Die Lancierung Hitchcocks als ernstzunehmender Autor, bei dem die Technik nicht Selbstzweck ist, sondern selbst Inhalt schafft, war ein Schlag gegen das akademisierte Film-Establishment," so Fischer. Dass der Meister damals selbst nicht wusste, "was diese französischen Intellektuellen eigentlich von ihm wollten", ist kein Widerspruch. Zum einen kokettierte Hitchcock schon immer ein wenig mit dem eigenen Können und zum anderen zeigten die beiden Franzosen in ihren Texten tatsächlich ein paar Dinge auf, die dem Meister selbst verborgen geblieben waren.
Eric Rohmer/Claude Chabrol: Hitchcock, herausgegeben von Robert Fischer, Alexander Verlag 2013, 296 Seiten, 214 Abbildungen, ISBN 978 3 89581 280 4.