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FIFA beschließt Reformen

Jens Krepela (sid, dpa)26. Februar 2016

Der außerordentliche FIFA-Kongress einigt sich vor der Wahl des neuen FIFA-Präsidenten auf eine weitreichende Reform. Transparenz, Förderung von Frauen und Wahrung der Menschenrechte sollen verbessert werden.

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Schweiz Zürich FIFA Außerordentlicher Kongress
Bild: Reuters/A. Wiegmann

Der Kongress des Fußball-Weltverbands FIFA hat in seiner schwersten Krise umfangreiche Reformen verabschiedet. Das Paket, das unter anderem eine Machtbeschränkung für den Präsidenten und die Exekutivmitglieder vorsieht, erhielt bei der Versammlung der FIFA-Mitglieder am Freitag in Zürich die notwendige Drei-Viertel-Mehrheit. Insgesamt stimmten 179 von 207 stimmberechtigten Verbänden für die Reformen.

"Wir müssen eine Botschaft an die Welt richten, eine Botschaft der Einheit", sagte FIFA-Interimspräsident Issa Hayatou, der den gesperrten und scheidenden Amtsinhaber Joseph Blatter vertrat. Der Kameruner schwor die Landesverbände auf die notwendigen Umstrukturierungen ein. "Die FIFA beginnt ihre Reise mit dem Ziel, Vertrauen wieder herzustellen."

Mit der Reform will der Weltverband die politische von der ökonomischen Entscheidungsebene trennen. Zudem gilt für den FIFA-Präsidenten und die Mitglieder des neuen Councils, das das umstrittene Exekutivkomitee ablösen soll, eine Beschränkung auf drei Amtszeiten à vier Jahre. Sie müssen sich vor Amtsantritt einem externen Integritätscheck unterziehen, ihre Gehälter werden offengelegt.

Francois Carrard bei Rede vor dem Außerordentlichen FIFA- Kongress in Zürich (Foto: Reuters/A. Wiegmann)
Carrard: "Jede Krise ist eine Chance."Bild: Reuters/A. Wiegmann

Francois Carrard, der Chef des FIFA-Reformkommitees, hatte zuvor in Zürich eindringlich um die Stimmen der 207 stimmberechtigten Mitgliedsverbände geworben. "Jede Krise ist auch eine Chance", sagte er in seiner Rede und schob fast warnend nach, "dieses Reformpaket ist kein einmaliges Ereignis, sondern der Beginn eines Prozesses."

So wirken sich die Reformen der FIFA im Einzelnen aus:

Präsident: Der erste Mann im Verband soll künftig nur noch repräsentieren. Er vertritt die Fifa nicht mehr rechtlich, sondern nur noch "allgemein". Länger als zwölf Jahre lang darf er seinen Posten nicht inne haben - also drei Amtszeiten von vier Jahren. Alle Kandidaten für das Amt müssen sich einem externen Integritäts-Check stellen. Außerdem wird der Verdienst des FIFA-Präsidenten künftig öffentlich gemacht.

Council: Das bisherige Exekutivkomitee wird in ein Council umgebaut, das sich schwerpunktmäßig um "Mission", "strategische Ausrichtung", "Politik" und "Werte" kümmern soll. Es entscheidet unter anderem über die Anzahl der Teilnehmer bei der WM. Der Präsident ist Vorsitzender des Councils, allerdings ist seine Stimme nicht mehr - wie bisher im Exekutivkomitee - das Zünglein an der Waage.

Council-Mitglieder und Generalsekretär: Statt 25 Exko-Mitgliedern gibt es künftig 37 Vertreter im Council. Sie werden von den Kontinentalverbänden nach einem Quotensystem entsandt und müssen anschließend auf deren Kongressen ins Council gewählt werden. Ihre Amtszeit ist auf drei Jahre begrenzt. Alle Kandidaten müssen einen externen Integritätscheck bestehen, aktuelle Mitglieder werden bis zum Ablauf der Amtszeit aber nicht geprüft. Das Council bestimmt auf Vorschlag des Präsidenten einen Generalsekretär, der das operative Geschäft führt. Er schließt Verträge und zahlt Entwicklungshilfe aus. Dabei wird er vom Council beaufsichtigt. Alle Bezüge offen gelegt und zudem jedes Jahr ein ausführlicher und unabhängig erstellter Finanzbericht publiziert.

Audit- und Compliance-Komitee: In dieses Aufsichtsorgan werden vom Kongress ausschließlich FIFA-unabhängige Mitglieder gewählt. Genau wie beim FIFA-Präsidenten ist die Amtszeit des Vorsitzenden, seines Stellvertreters und die aller Mitglieder auf dreimal vier Jahre begrenzt. Das Komitee überwacht das Council und den Generalsekretär, besonders die Geldflüsse. Es legt außerdem die Bezahlung des Präsidenten, der Council-Mitglieder und des Generalsekretärs fest.

FIFA-Kongress: Der Kongress mit Vertretern der 209 Mitgliedsverbände wählt den FIFA-Präsidenten und außerdem den WM-Austragungsort, nachdem das Council bis zu drei Bewerber vorgeschlagen hat. Das Prinzip, dass jeder Mitgliedsverband unabhängig von seiner Größe und Bedeutung im Fußball eine Stimme hat, wird beibehalten.

Frauen: Die Fifa möchte Frauen am Fußball und auf allen Verbandsebenen mehr beteiligen. Jeder Kontinentalverband muss mindestens eine Frau in das neue FIFA-Council entsenden.

Mitgliedsverbände: Die Mitglieds- und Kontinentalverbände werden verpflichtet, Diskriminierung zu verbieten, für eine unabhängige Rechtsprechung zu sorgen und jedes Jahr einen unabhängigen Geschäftsbericht zu erstellen. Die Veröffentlichung ist jedoch nicht Pflicht, sie wird lediglich empfohlen.

Ständige Kommissionen: Statt bisher 26 Kommissionen gibt es künftig nur noch neun. In den wichtigsten, der Finanz-, der Governance- und der Entwicklungskommission, müssen mindestens die Hälfte der Mitglieder sowie der Vorsitzende und sein Stellvertreter unabhängige Kandidaten sein.

Menschenrechte: Die FIFA verpflichtet sich, alle international anerkannten Menschenrechte zu respektieren und will sich dafür einsetzen, diese Menschenrechte zu verteidigen und zu fördern.


Verfolgen Sie den FIFA-Kongress hier live.