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FIFA: Die Weichen richtig stellen

Herbert Schalling24. Februar 2016

Am 26. Februar wird die FIFA einen neuen Präsidenten wählen. Fünf Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Joseph Blatter. Auf dem Kongress sollen aber auch weitreichende Strukturveränderungen beschlossen werden.

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FIFA Logo
Bild: Getty Images/P. Schmidli

Die nächste Party ist schon terminiert. Am 29. Februar wird die FIFA in Zürich mit viel Pomp ihr neues Museum eröffnen. Schöne Bilder aus der heilen Fußballwelt und viel Lob über das Wirken des Weltverbandes sind zu erwarten. Von Misswirtschaft, Korruption und Geldwäsche - kurzum über die größte Krise der FIFA in ihrer nunmehr 112-jährigen Geschichte wird sich dort nichts finden.

Hinter der FIFA liegen turbulente zehn Monate. Seit dem Kongress im Mai des letzten Jahres ist nichts mehr, wie es war. Dutzende Funktionäre wurden verhaftet oder unter Hausarrest gestellt. Gegen andere wird ermittelt. Der Boss, Joseph Blatter, ist gesperrt. Ein Ende ist noch nicht abzusehen, denn die US-Justiz und auch die Schweizer Behörden ermitteln intensiv weiter. "Der Schlamm, in dem die FIFA steckt, ist noch tief.# Es werden noch mehr üble Zustände aufgedeckt werden. Es können noch Verhaftungen kommen", sagt Guido Tognoni der DW. Der 65-jährige Schweizer hat elf Jahre als Mediendirektor bei der FIFA gearbeitet und gehört heute zu ihren größten Kritikern.

Reform soll abgesegnet werden

Unter dem enormen Druck von Justiz, Politik und Sponsoren waren Reformen unumgänglich. Unter der Leitung des Franzosen Francois Carrard hat eine 14-köpfige Kommission ein Papier erarbeitet. Auf dem Kongress am Freitag soll es nun diskutiert und beschlossen werden. Die Kernpunkte lauten: Die "neue" FIFA soll eine veränderte Struktur, eine neue Kultur und vor allem mehr Transparenz bekommen. "Entscheidend sind aber nicht die Worte", meint Roland Büchel, Politiker der Schweizer Volkspartei (SVP), "sondern die Menschen, die es umsetzen."

FIFA Francois Carrard. (Foto: afp)
Francois Carrard will eine "neue" FIFABild: Getty Images/AFP/M. Limina

Umstrittener Spitzenkandidat

Große Zweifel an dieser Kehrtwende sind jedoch angebracht. Bei der Wahl des neuen FIFA-Präsidenten zieht hinter den Kulissen ein alter Bekannter die Strippen: Scheich Ahmad Al Sabah aus Kuwait. Der 52-jährige ist IOC-Mitglied und wurde im April 2015 auch in die FIFA-Exekutive gewählt. Al Sabah hält sich gern im Hintergrund, ist aber einer der mächtigsten Männer des Weltsports. Wie "groß" sein Reformeifer ist, offenbarte er in ungewohnter Offenheit in einem TV-Interview: "Wenn du in einer Krise bist, musst du eng beieinander stehen und starke Bündnisse schaffen. Es muss doch alles in der Familie bleiben. Wir können keinen Einfluss von außen gebrauchen."

Zum Favoriten hat der 52 Jahre alte Scheich den aus Bahrain stammenden Salman bin Ebrahim al Khalifa erkoren. Dieser ist Mitglied der herrschenden Königsfamilie und Präsident der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC). Umstritten ist dessen Rolle bei der Niederschlagung des Arabischen Frühlings 2011. Nach Informationen des Bahrain Institute for Rights and Democracy (BIRD) soll er eine Kommission geleitet haben, die regimekritische Sportler bestrafen ließ. Als erster Großsponsor der FIFA hat das Kreditkarten-Unternehmen VISA darauf reagiert. "Wir teilen ihre Sorge um die Führung der FIFA, die Menschenrechte und das Bedürfnis nach umfassenden und fundamentalen Reformen bei der FIFA, heißt es in einer Mail an das BIRD.

FIFA Präsident Joseph Blatter und Salman bin Ebrahim al Khalifa. (Foto: afp)
Wird Salman al Khalifa (r.) der Nachfolger von Blatter?Bild: Getty Images/AFP/A. Jan

Der einzige ernstzunehmende Gegenkandidat kommt aus Europa

Europas Fußball-Verbände stehen hinter Gianni Infantino, dem Generalsekretär der UEFA. Der 45-jährige galt zunächst als Platzhalter für den suspendierten UEFA-Präsidenten Michel Platini. Nach dem dieser für acht Jahre gesperrt wurde, rückte Infantino zum vollwertigen Kandidaten auf. Bei aller Umtriebigkeit des Schweizers bleibt er ein Mann des "alten Systems". Mit seiner Idee von einer WM mit künftig 40 Ländern umgarnt er vor allem kleinere Verbände. Für FIFA-Kritiker Tognoni ist diese Idee "reine Wahlfängerei."

Die anderen Mitbewerber dürften bei der Wahl chancenlos sein: Jerome Champagne bescheinigen Experten zwar ein gutes Wahlprogramm, der Franzose verfügt jedoch über keinerlei Rückhalt bei den 209 FIFA-Mitgliedsverbänden. Für Prinz Ali bin al Hussein dürfte es schwer sein, die gleiche Anzahl an Stimmen zu bekommen, wie bei der Wahl im Mai 2015, als er gegen Sepp Blatter antrat. Die 73 Stimmen damals waren mehr Protest gegen den "ewigen Sepp" als Unterstützung für den Jordanier. Tokyo Sexquale aus Südafrika hat einen eher kraftlosen Wahlkampf geführt. Er hat noch nicht einmal die Unterstützung der Afrikanischen Konföderation (CAF).

FIFA Kandidat Prinz Ali bin al Hussein. (Foto: afp)
Es wird schwer für Prinz Ali bin al HusseinBild: Getty Images/AFP/M. Bradley

Wandel oder Untergang

Beim außerordentlichen Wahlkongress am 26. Februar kann die FIFA die Weichen für den Wandel stellen. Der dürfte aber weitere Monate oder sogar Jahre andauern. Gelingt es der FIFA nicht, wieder Vertrauen zu gewinnen, dann gehört der Weltverband bald selbst in das Haus, dass drei Tage nach dem Kongress eröffnet wird: ins Museum.

Programmhinweis: Die DW sendet in dieser Woche - ab Dienstag, 23. Februar 2016 - die Dokumentation "Die Fußball-Mafia - Blatters vergiftetes Erbe". Die Sendezeiten im deutschen Programm: Dienstag, 23.02.2016: 18:15 Uhr MEZ / Mittwoch, 24.02.2016: 12:15 Uhr MEZ / Mittwoch, 24.02.2016: 21:15 Uhr MEZ / Donnerstag, 25.02.2016: 01:15 Uhr MEZ