FC Bayern erkämpft Heimsieg gegen Hertha
4. Oktober 2020Er war wieder einmal der Matchwinner: Robert Lewandowski. Sichtlich zufrieden schlenderte der stolze Pole nach seiner irren Tor-Show in die Arena-Katakomben. Mit vier Treffern bewahrte Europas Fußballer des Jahres seinen FC Bayern im Alleingang vor dem nächsten Bundesliga-Rückschlag. Eine Woche nach dem 1:4 bei 1899 Hoffenheim retteten sich die Münchner in einer verrückten Schlussphase zu einem 4:3 gegen Hertha BSC. Lewandowski mit seinem 100. Liga-Treffer in der Allianz Arena und einem Dreierpack nach der Pause ließ die Bayern über den Sieg jubeln.
Vier Tage nach dem wackeligen Supercup-Erfolg beim 3:2 über Borussia Dortmund wurde es für den Fußball-Rekordmeister nach dem Seitenwechsel wieder eng. Die mutigen Berliner kamen zurück und erzielten zweimal den zwischenzeitlichen Ausgleich. "Es ist sehr ärgerlich, wie wir es aus der Hand geben, nachdem wir dreimal überragend zurückgekommen sind", grantelte Hertha-Keeper Alexander Schwolow. In der dramatischen Schlussphase sorgte Lewandowski dann für die Pointe zugunsten der Münchner. "Es ist so, dass wir in der aktuellen Situation nach den Erfolgen vielleicht ein bisschen zu früh den Fuß vom Gaspedal nehmen", konstatierte Leon Goretzka. Auch Thomas Müller bemängelte: "Sobald wir in Führung sind, haben wir das Gefühl, das läuft schon irgendwie." Und Bayern-Trainer Hansi Flick monierte, dass "in der Defensive ein paar Prozent fehlen".
Dortmund feiert Haaland und Reyna
In der ersten halben Stunde tat sich Borussia Dortmund schwer, kam aber danach mächtig in Schwung. Beim am Ende deutlichen 4:0 über den SC Freiburg schlüpften nicht die arrivierten, sondern die jungen Profis in tragende Rollen. Erling Haaland freute sich über zwei Treffer, Giovanni Reyna über drei Assists. In erfrischender Manier stahlen die beiden erst 20 und 17 Jahre alten Top-Talente selbst arrivierten Teamkollegen wie Marco Reus oder Mats Hummels die Show. Reyna bereitete beide Treffer von Haaland und das zwischenzeitliche 2:0 durch Emre Can vor. "Ich bin von ihm nicht überrascht", kommentierte Reynas Förderer Lucien Favre mit seligem Lächeln, "er steht vor einer sehr guten Karriere."
BVB-Kapitän Reus lobte die Leistung von Doppeltorschütze Haaland: "Er spielt so, wie er trainiert. Dazu kommt noch seine Professionalität. Das gefällt uns, das brauchen wir auf dem Platz." Dass Haaland in der Nachspielzeit bei seinem Weg zu seinem möglichen dritten Treffer nicht selbst abschloss, sondern uneigennützig Felix Passlack bediente und damit seinem kurz zuvor eingewechselten Teamkollegen das erste Bundesligator bescherte, brachte ihm noch ein Extralob seines Trainers ein. "Das war ein gutes Zeichen für die Mannschaft", befand Favre.
Leipzig hat "Bock" auf noch mehr Erfolg
"Wir haben gezeigt", sagte RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann nach dem haushoch überlegenen 4:0-Sieg gegen das einmal mehr desolate Schalke 04, "dass wir Bock haben, erfolgreich zu sein." Und sein folgender Satz könnte man auch als Warnung an die großen Titelfavoriten Bayern München und Borussia Dortmund interpretieren: "Wenn wir gesund bleiben, dann sind wir sehr, sehr gut." Zur Bestätigung winkt RB nach dem 3. Spieltag von Platz eins der Tabelle. Auf der anderen Seite präsentierte sich Schalke auch unter Manuel Baum wie ein Absteiger, doch der neue Trainer ließ nach der Pleite zur Premiere keine Untergangsstimmung zu. "Mich reizt das total, mit den Jungs das zu erarbeiten, sodass wir uns da gemeinsam herausziehen", sagte Baum. Sollte ihn die auch in der Höhe verdiente Niederlage in Leipzig bereits desillusioniert haben, der 41-Jährige ließ es sich zumindest nicht anmerken.
Gladbach feiert Derby-Sieg vor leerer Kurve
Es war wie meistens, wenn sich Köln und Mönchengladbach zum Derby treffen: Am Ende jubelt die Borussia. Nach dem elften Sieg aus den letzten 15 Derbys herrschte in Gladbach Jubelstimmung. Und so liefen die Borussen nach dem nie gefährdeten 3:1-Sieg im rheinischen Derby beim Lieblingsgegner in die leere Gästekurve des Kölner Stadions und feierten hüpfend und jubelnd. "Wir wollten unseren Fans zu Hause was mitgeben, damit sie den Sieg vielleicht am Wochenende oder am Montag auf der Arbeit genießen können", sagte Mittelfeldspieler Florian Neuhaus.
Beim FC dagegen sitzt der Frust nach drei Niederlagen zum Saisonstart und insgesamt 13 Spielen ohne Sieg tief. Nach einer deprimierenden Derby-Niederlage eben noch tiefer. "Die Leistung in den ersten 20 Minuten war sehr, sehr schlecht", sagte FC-Sportchef Horst Heldt sichtlich missmutig: "Das ist ärgerlich, und wir müssen analysieren, woran das liegt. Es lag jedenfalls nicht daran, dass die Gladbacher ein Mann mehr gewesen wären. Das war Elf gegen Elf."
Bayer 04 weiter sieglos und gefrustet
Drei Spiele, drei Punkte: Diese Start-Bilanz gefällt Bayer 04 Leverkusen überhaupt nicht. Nach dem 1:1 in Stuttgart ärgert sich Trainer Peter Bosz über ein schlechtes Spiel seiner Werkself. Normalerweise müsse man dieses Spiel gewinnen, meinte der 56-Jährige. "Wir haben schlecht gespielt, trotzdem hätten wir gewinnen sollen. Dann hätten wir fünf Punkte gehabt, das wäre in Ordnung gewesen. Jetzt haben wir zwei Punkte zu wenig", sagte Bosz, dessen Team mit der 1:0-Führung im Rücken, im zweiten Durchgang alles hätte klarmachen können. Stattdessen leitete Karim Bellarabi mit einer unnötigen Aktion den Ausgleich der Gastgeber ein. "Ich sage, dass das doof war", kritisierte Bosz seinen Angreifer. Ein unnötiges Foul von Bellarabi führte zu dem Freistoß, den Sasa Kalajdzic in der 76. Minute zum Ausgleich in den Kasten von Bayer-Keeper Lukas Hradecky köpfte.
Augsburg und Frankfurt setzen erfolgreichen Start fort
Iraklis Metaxas, der Vertreter des erkrankt fehlenden Augsburger Cheftrainers Heiko Herrlich, zeigte sich nach dem 0:0 beim VfL Wolfsburg zufrieden. Durch die Fortsetzung des erfolgreichen Saison-Starts kletterte der FCA wieder auf Platz zwei und der 53-Jährige bilanzierte: "Inklusive Pokal haben wir jetzt viermal nicht verloren, das ist ein guter Start. Aufgrund unserer guten Defensivarbeit war das 0:0 ein gerechtfertigtes Ergebnis."
Für die Wolfsburger hingegen fühlte sich die zweite Nullnummer in einem Bundesliga-Heimspiel nacheinander eher wie ein Punkteverlust an. "Ich bin mit der Leistung einverstanden, mit dem Ergebnis nicht", sagte VfL-Coach Oliver Glasner. Seine Elf wirkte über weite Strecken müde und ideenlos.
Mit Mut und Offensivdrang setzte sich Frankfurt gegen 1899 Hoffenheim durch. Matchwinner Bas Dost stemmte nach dem Schlusspfiff die Hände in die Hüfte und pustete kräftig durch. Mit einem Tor und einer Vorlage hatte der Stürmer beim 2:1-Sieg der Eintracht maßgeblich dazu beigetragen, die TSG in die Knie zu zwingen. "Er hat sich seinen Applaus verdient. Er ist jetzt für mich in einer ganz anderen Verfassung als vergangene Saison", lobte Trainer Adi Hütter. "Das hat Spaß gemacht."
Werder erfolgreich, Mainz harmlos
Bremen zeigt zwei völlig unterschiedliche Gesichter und duselt sich zum Sieg gegen Bielefeld. Doch kümmerte Leonardo Bittencourt hinterher überhaupt nicht mehr. "Ab morgen fragt keiner mehr, wie das Spiel war, und deswegen ist es mir auch gerade vollkommen egal, wie die zweite Hälfte lief", sagte Bremens Held des Tages nach dem Dusel-Zitter-Sieg gegen die Arminia: "Wir haben drei Punkte geholt und das ist wichtig."
Mainz 05 wollte unter seinem neuen Trainer Jan-Moritz Lichte die sportliche Talfahrt stoppen, doch das desolate 0:4 bei Union Berlin wirft den FSV weiter zurück. Nach dem völlig missglückten Debüt für Lichte nahmen die Mainzer Verantwortlichen vor allem die Profis in die Pflicht. "Wir sind natürlich brutal enttäuscht, hatten uns in dieser Woche gut vorbereitet und ein gutes Gefühl", sagte Sportvorstand Rouven Schröder. Ein einfacher Rückstand habe die Mannschaft jedoch eingeschüchtert, "sie ist nicht gefestigt, und wir machen individuell zu viele Fehler", legte Schröder nach.
Auch Lichte war sauer. Es werde jetzt jeden Tag "hart gearbeitet", um demnächst "einfach besser dazustehen", meinte er. Der Auftritt in Berlin war gekennzeichnet von Harmlosigkeit und fehlender Leidenschaft. "Es gibt keine Alibis mehr", meinte Schröder: "Wenn man die ersten drei Spiele verliert, hat man mehr falsch als richtig gemacht."
Der 3. Spieltag der Bundesliga im Stenogramm
Bayern München - Hertha BSC 4:3 (1:0)
Tore: 1:0 Lewandowski (40.), 2:0 Lewandowski (51.), 2:1 Cordoba (59.), 2:2 Cunha (71.), 3:2 Lewandowski (85.), 3:3 Ngankam (88.), 4:3 Lewandowski (90.+3, Foulelfmeter)
Zuschauer: keine
Borussia Dortmund - SC Freiburg 4:0 (1:0)
Tore: 1:0 Haaland (31.), 2:0 Can (47.), 3:0 Haaland (66.), 4:0 Passlack (90+2.)
Zuschauer: 11.500
RB Leipzig - Schalke 04 4:0 (3:0)
Tore: 1:0 Bozdogan (31., Eigentor), 2:0 Angelino (35.), 3:0 Orban (45.+2), 4:0 Halstenberg (80., Handelfmeter)
Zuschauer: 8500
1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach 1:3 (0:2)
Tore: 0:1 Plea (14.), 0:2 Lainer (16.), 0:3 Stindl (56., Foulelfmeter), 1:3 Rexhbecaj (84.)
Zuschauer: 300
VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen 1:1 (0:1)
Tore: 0:1 Schick (7.), 1:1 Kalajdzic (76.)
Zuschauer: 9500
Eintracht Frankfurt - TSG Hoffenheim 2:1 (0:1)
Tore: 0:1 Kramaric (18.), 1:1 Kamada (54.), 2:1 Dost (71.)
Zuschauer: 8000
VfL Wolfsburg - FC Augsburg 0:0
Tore: Fehlanzeige
Zuschauer: 4632
Werder Bremen - Arminia Bielefeld 1:0 (1:0)
Tor: 1:0 Bittencourt (27.)
Zuschauer: keine
1. FC Union Berlin - FSV Mainz 05 4:0 (1:0)
Tore: 1:0 Kruse (13.), 2:0 Ingvartsen (49.), 3:0 Friedrich (63.), 4:0 Pohjanpalo (64.)
Zuschauer: 4400