FARC und Regierung erzielen Teilerfolg
6. November 2013Lange sah es bei den Friedensgesprächen der kolumbianischen Regierung mit der marxistischen Rebellenorganisation FARC in der kubanischen Hauptstadt Havanna nach einer Sackgasse aus. Als ein Hauptstreitpunkt galten Differenzen über die spätere Ratifizierung des angestrebten Friedensvertrags. Doch nun haben sich die Delegationen der Konfliktparteien verständigt (siehe Artikelbild). Sie kamen im Grundsatz überein, wie die FARC künftig an der politischen Gestaltung Kolumbiens beteiligt werden sollten. Der kubanische Diplomat Rodolfo Benítez sagte in Havanna: "Diese Vereinbarung vertieft und stärkt unsere Demokratie." Beide Seiten schlossen damit das zweite von insgesamt fünf Kapiteln auf der Verhandlungsagenda ab.
Die Delegation der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) verhandelt in Havanna seit einem Jahr mit Vertretern der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos, um den längsten Aufstand Lateinamerikas zu beenden. Im Mai einigten sich beide Seiten auf eine Landreform. Auf der Agenda stehen zudem der Kampf gegen den Drogenhandel, die Entwaffnung der Rebellen und die Entschädigung der Opfer. Die Regierung fordert, dass die Rebellen ihre Waffen abgeben und eine Partei gründen.
Ein halbes Jahrhundert Bürgerkrieg
Der Friedensprozess zur Beendigung des 50 Jahre andauernden Konflikts im Andenstaat wurde im Oktober 2012 in Oslo aufgenommen. Am Ende soll der Übergang der FARC-Guerilla zu einer legalen politischen Bewegung stehen.
Die FARC gründeten sich 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer und sind die größte Guerilla-Organisation in Kolumbien mit derzeit rund 8000 Kämpfern. Im Konflikt mit den Streitkräften und Paramilitärs wurden in den vergangenen fünf Jahrzehnten bis zu 600.000 Menschen getötet. Etwa drei Millionen Menschen wurden vertrieben.
Widerstände gegen Verständigung
Längst nicht alle Kolumbianer begrüßen den Dialog: So verlangen viele Bürger, dass die Rebellen angesichts ihrer Rolle bei der Tötung vieler Menschen sowie der Beteiligung an Entführungen, Lösegeld-Erpressungen und dem illegalen Drogenhandel vor Gericht gestellt werden. Und Alvaro Uribe, der Vorgänger von Santos im Präsidentenamt, torpediert die Initiative seines ehemaligen Verteidigungsministers von Beginn an. Uribe will keine Verhandlungen mit den Aufständischen, er will sie militärisch besiegen.
Auch in den Reihen der FARC gibt es Widerstand in den mittleren Befehlsstrukturen. Längst nicht alle Kommandanten sind bereit, auf den lukrativen Drogenhandel zu verzichten. Scheitert Santos in den Gesprächen, ist seine Wiederwahl im kommenden Jahr nur schwer vorstellbar. Umgekehrt würde ein Erfolg auch das politische Aus für alle Comeback-Pläne des rechten Uribe-Lagers bedeuten.
kle/rb (dpa, afp, rtr, kna)