Experten: Giftgas-Einsatz "unbestreitbar"
19. April 2017Eine Analyse der Proben von zehn Opfern des Angriffs von Anfang April habe dies "unbestreitbar" ergeben, teilte die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mit. Die Proben seien in insgesamt vier Labors untersucht worden und zeigten "die Einwirkung von Sarin oder sarinähnlichen Substanzen", erklärte OPCW-Chef Ahmet Üzümcü in Den Haag.
Untersucht worden seien Proben von drei Todesopfern des Angriffs sowie von sieben Menschen, die in Krankenhäusern behandelt wurden. Weitere Einzelheiten zu den Laboruntersuchungen würden folgen, kündigte Üzümcü an. Zudem stehe ein OPCW-Team bereit, um vor Ort weitere Analysen vorzuzunehmen und Proben zu nehmen, "sollte die Sicherheitslage es erlauben".
Die OPCW hatte nach dem Angriff ein Expertenteam mit der Untersuchung beauftragt. Britische und türkische Analysen waren zuvor zu demselben Ergebnis gekommen.
Assad bestreitet Giftgas-Einsatz
Der Westen wirft der syrischen Luftwaffe vor, am 4. April einen Giftgasangriff auf die Kleinstadt Chan Scheichun im Nordwesten Syriens geflogen zu haben. Die Regierung von Syriens Machthaber Baschar al-Assad bestreitet, chemische Waffen eingesetzt zu haben.
Nach russischer Darstellung soll das Nervengas aus Lagern der Rebellen stammen. Bei dem Angriff waren laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 87 Menschen getötet worden, unter ihnen 31 Kinder.
Assad nannte die Vorwürfe, Chemiewaffen eingesetzt zu haben, vergangene Woche in einem Interview "zu hundert Prozent konstruiert". Er warf dem Westen vor, die angebliche Attacke als Vorwand für eine eigene Militäraktion genutzt zu haben: Die USA hatten als Vergeltung einen syrischen Luftwaffenstützpunkt mit Marschflugkörpern angegriffen. Es war der erste direkte Angriff des US-Militärs auf die syrischen Regierungstruppen.
Paris will weitere Beweise vorlegen
Frankreich kündigte unterdessen an, Beweise für den vermuteten syrischen Giftgasangriff auf Chan Scheichun vorzulegen. In einigen Tagen werde die Regierung Informationen dazu veröffentlichen, sagte Außenminister Jean-Marc Ayrault in Paris. Die Angaben würden zeigen, dass das syrische Regime absichtlich Chemiewaffen eingesetzt habe.
gri/qu (afp, dpa, rtre)