Erste Todesopfer bei Bränden in Spanien
18. Juli 2022Die Sommerhitze hat Westeuropa fest im Griff. In vielen französischen Städten wurden die höchsten Temperaturen aller Zeiten gemessen, wie der nationale Wetterdienst mitteilte. In Brest an der Atlantikküste im äußersten Nordwesten der Bretagne etwa kletterte das Quecksilber auf 39,3 Grad Celsius - mehr als vier Grad über den bisherigen Höchststand von 35,1 Grad aus dem Jahr 2002. In der Stadt Nantes herrschten 42 Grad - damit wurde der historische Höchstwert von 40,3 Grad aus dem Jahr 1949 abgelöst.
Hitze und Wind fachten auch die seit Tagen wütenden Waldbrände wieder an. Südlich von Bordeaux mussten erneut tausende Menschen vor einem Waldbrand in Sicherheit gebracht werden. Besonders kritisch war die Lage südlich von Bordeaux am Bassin d'Arcachon, wo bereits 15.000 Hektar Wald abgebrannt sind.
In der Gemeinde Teste-de-Buch in der Nähe der bei Urlaubern beliebten Dune du Pilat wurden am Montag rund 8000 Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht, in anderen Orten waren es weitere 3500 Menschen. In den vergangenen Tagen hatten in der Gegend bereits 16.200 Urlauber Campingplätze und Unterkünfte verlassen müssen. In der Region sind mittlerweile 1700 Feuerwehrleute im Einsatz. Das Innenministerium in Paris kündigte an, die Zahl der Löschflugzeuge von sechs auf neun aufzustocken.
Auch in Deutschland brennt der Wald
Auch im Nationalpark Sächsische Schweiz im Osten von Deutschland brannte es. Mehr als hundert Feuerwehrleute waren im Einsatz. Zwei Mitglieder der Einsatzkräfte wurden verletzt und medizinisch versorgt, wie das Landratsamt in Pirna mitteilte. Das Feuer war in der Nacht aus zunächst unbekannter Ursache an einem steilen Hang unterhalb der Bastei ausgebrochen, einem der beliebtesten Touristenziele der Sächsischen Schweiz. Es breitete sich auf etwa 2500 Quadratmeter aus. Die Basteibrücke war bis auf Weiteres gesperrt.
Spanien meldet Temperaturen bis zu 44 Grad
Im Nordwesten Spaniens starb ein Feuerwehrmann bei der Bekämpfung eines Waldbrands, der am Sonntagabend in der Gemeinde Losacio ausgebrochen war. Später wurde in dem verbrannten Gebiet die Leiche eines Schäfers entdeckt. Spanien leidet seit einer Woche unter einer massiven Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 44 Grad. Die Hitze verbunden mit extremer Trockenheit hatte zahlreiche Brände ausgelöst, zehntausende Hektar Wald wurden bereits vernichtet. Am Montag galt fast im ganzen Land weiterhin die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe.
Krankenhäuser erwarten Ansturm
Großbritannien sieht sich einer nie dagewesenen Hitzewelle ausgesetzt. Am Dienstag dürfte erstmals überhaupt die 40-Grad-Marke übersprungen werden. Die bisherige registrierte Höchsttemperatur in Großbritannien war 2019 mit 38,7 Grad erreicht worden. Die Behörden riefen zum ersten Mal in der Geschichte für weite Teile Englands die höchste Hitze-Warnstufe aus, in Wales und Teilen Schottlands galt die zweithöchste Stufe.
Die britische Gesundheitsbehörde rief ebenfalls die oberste Warnstufe aus, was einem nationalen Notstand entspricht. Sie riet dazu, viel zu trinken, sich nicht der Sonne auszusetzen sowie sich um besonders gefährdete Menschen zu kümmern. Krankenhäuser befürchteten, in den kommenden Tagen an ihre Belastungsgrenzen zu stoßen.
Sorge vor Hitzeschäden: Bahnstrecke geschlossen
Wegen der extremen Temperaturen blieben einige Schulen in England geschlossen. Mehrere Eisenbahngesellschaften rieten Zugpassagieren von Reisen ab. Der Betrieb auf der Bahnstrecke von London nach York und Leeds wurde aus Sorge vor Hitzeschäden für Dienstag zwischen 11.00 Uhr und 19.00 Uhr ausgesetzt.
Führende britische Regierungsmitglieder sahen aber offenbar keinen Anlass zur Sorge. Der scheidende Premierminister Boris Johnson blieb am Wochenende einer Krisensitzung zu dem Thema fern. Sein Stellvertreter Dominic Raab rief dazu auf, den Sonnenschein zu "genießen".
nob/uh (afp, dpa)