Erdogan fordert USA zum Handeln auf
10. Mai 2013Das Regime von Präsident Baschar al-Assad habe schon "vor langer Zeit" chemische Waffen und Raketen eingesetzt, sagte Recep Tayyip Erdogan dem US-Sender NBC. "Gemäß unseres Geheimdienstes haben sie etwa 200 Raketen eingesetzt." Wie viele davon mit Chemiewaffen ausgestattet waren, ließ der türkische Regierungschef offen.
"Es wurden Patienten in unsere Krankenhäuser gebracht, die durch diese chemischen Waffen verletzt wurden", berichtete Erdogan. Außerdem habe die Türkei Raketen gefunden, die auf eine Bewaffnung mit Kampfstoffen schließen ließen. Die Regierung in Ankara unterstützt im Syrien-Konflikt die Opposition gegen Machthaber Assad.
Washington soll eingreifen
Von den USA forderte Erdogan "mehr Verantwortung zu übernehmen und weitere Schritte zu unternehmen". Die Türkei würde eine Flugverbotszone in Syrien unter Führung der Vereinigten Staaten unterstützen, so Erdogan. Darüber wolle er sich in der kommenden Woche mit Barack Obama beraten.
Der US-Präsident hatte dem Assad-Regime schwerwiegende Konsequenzen angedroht, wenn chemische Waffen eingesetzt würden. Dies sei "eine rote Linie", hatte Obama gewarnt. Zwar liegen den USA Hinweise für den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien vor, allerdings sei unklar, wer sie eingesetzt habe. Der Einsatz von Chemiewaffen ist weltweit verboten.
Syrien will Untersuchungen zulassen
Die syrische Armee und die Aufständischen werfen sich gegenseitig vor, Giftgas einzusetzen. Nach Darstellung der Führung in Damaskus töteten syrische Rebellen am 23. März in Chan al-Assal in der Nähe von Aleppo mehr als 30 Menschen mit Chemiewaffen. Um diesen Vorfall zu untersuchen, sei die syrische Regierung bereit, sofort eine UN-Kommission zu empfangen, sagte Vize-Außenminister Faisal Mokdad.
Zugleich kündigte Mokdad - adressiert an Israel - an, Syrien werde auf jeden neuen israelischen Angriff sofort reagieren. "Unsere Vergeltungsmaßnahmen gegen Israel werden hart und schmerzhaft sein." Am vergangenen Wochenende hatte Israel eine Reihe von Luftangriffen auf Ziele in Syrien geflogen. Der Angriff richtete sich nach Angaben israelischer Offizieller gegen iranische Waffenlieferungen.
"S-300" macht USA nervös
Russland hatte sich besorgt über die israelischen Einsätze geäußert. Diese werden in Moskau als Vorbote von Luftangriffen westlicher Staaten in Syrien betrachtet. Die russische Regierung ist einer der wenigen verbliebenen Verbündeten von Assad.
Laut US-Medien will Russland bald Boden-Luft-Abwehrbatterien vom Typ S-300 an Damaskus liefern. Das System kann feindliche Flugzeuge und Raketen in einer Reichweite von 200 Kilometern bekämpfen.
US-Außenminister John Kerry, der gerade in Rom eine internationale Syrien-Konferenz vorbereitet, mahnte, eine solche Lieferung würde die Lage in der Region zusätzlich destabilisieren.
nem/wa (dpa, rtr, afp)