Ständchen für Mandela: "Just 6" aus Südafrika
18. Juli 2018Eigentlich studierte Rashaka Mbevhana Jura; doch dann entschloss er sich 2011, mit ein paar guten Freunden eine Band zu gründen. "Einfach, weil Musik unsere Passion ist und weil sie für uns Liebe und Gemeinschaft bedeutet”, so der mittlerweile 28-jährige Südafrikaner.
Kennengelernt haben sich die Jungens in einem Feriencamp, das von der Kirche ausgerichtet wurde. Von den sechs Sängern kommen zwei aus Simbabwe, einer aus Swasiland (offizieller Name seit April 2018: Eswatini) und die restlichen drei aus verschiedenen Ecken Südafrikas – das Kap ist eben ein Schmelztiegel und Magnet für den gesamten Kontinent. Alle Bandmitglieder haben früher in Kirchenchören gesungen, jedoch nie Musik studiert.
Erst trafen sie sich "just for fun", dann wurde das Repertoire Jahr für Jahr erweitert. Vor drei Jahren wagten Just 6 den Schritt in die professionelle Musikerlaufbahn. Die Chance ihres Lebens bekamen sie durch "Miagi" – ein Orchester, in dem junge Südafrikaner unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe gemeinsam Musik machen.
Gerade ist das "Miagi Youth Orchestra" anlässlich des 100. Geburtstags von Nelson Mandela auf Europatournee. Und "Just 6" darf dabei sein. "Das ist für uns schon unglaublich", freut sich Mtha Hospas, erster Tenor und Arrangeur der Band. "Trotz des großen musikalischen Reichtums sind wir in Südafrika immer noch gewissermaßen isoliert. Das hat mit Entfernungen zu tun, aber auch mit der wirtschaftlichen Situation - man kann sich nicht einfach so ein Flugticket kaufen, um nach Europa zu fliegen."
Mandelas Ideen sollen weiterleben
Just 6 fingen mit Klassikern der afrikanischen Popmusik an, sangen unter anderem den Welthit "Pata Pata" der 2008 verstorbenen "Mama Afrika" Miriam Makeba. Heute spannt sich ihr Repertoire von klassischer Musik über Jazz bis hin zum deutschen Volkslied "Loreley", das die Sänger extra für ihre Deutschlandtournee einstudiert haben.
"Die Vielfalt der Musik, die sie aufführen, hat sehr viel mit Mandelas Verständnis von einer multiethnischen und multikulturellen Gesellschaft zu tun, mit der Globalisierung, für die er sich eingesetzt hat", unterstreicht Miagi-Mitbegründer und Just 6-Förderer Robert Brooks. Nach einer Opernsänger-Karriere in Europa kehrte der gebürtige Südafrikaner in seine Heimat zurück und krempelte die Ärmel hoch: Auch 24 Jahre nach dem Ende der Apartheid habe Südafrika "noch viele Hausaufgaben zu erledigen", so Brooks.
"Afrika hat mehr zu bieten"
Just 6 orientieren sich an den international anerkannten Größen des A-cappella-Gesangs, sehen sich aber auch den südafrikanischen Vokaltraditionen verpflichtet. "Gesang steckt uns einfach in den Genen", so die Sänger gutgelaunt. "Oder hat jemand je einen Südafrikaner gesehen, der nicht singt?"
Das Streben jeder jungen Band nach Erfolg und Anschluss an die internationale Musikszene verbinden Just 6 mit fröhlichem Patriotismus und großem Stolz auf ihr Land: "Wir sind glücklich, hier in Europa zu beweisen, wie viel wir Südafrikaner noch drauf haben", sagt Bassist Kwande Cakata. "Wir brauchen einfach mehr Plattformen und mehr Gelegenheiten, der Welt etwas von uns zu zeigen!"
Den nächsten Gig haben sie schon in der Tasche: Das Campus-Projekt der Deutschen Welle hat Just 6 in Zusammenarbeit mit dem Beethovenfest für das Afrika-Jahr 2019 gecastet.