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"Eine Oase in Deutschland"

Aude Gensbittel
4. Juni 2018

Für sein 30. Jubiläum hat das Africa Festival Musik-Stars des afrikanischen Kontinents für ein Wiedersehen mit dem Publikum in Würzburg eingeladen. 95.000 Besucher feierten die Musiker mit Begeisterung.

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Würzburg Africa Festival 2018 | Musiker Habib Koite, Mali
Habib Koite aus Mali bei seinem AuftrittBild: DW/A. Gensbittel

Mit einem "Happy Birthday"-Lied auf der Gitarre beginnt Habib Koite, Star-Sänger und Musiker aus Mali, am Samstagabend sein Konzert. Immer wieder bedankt er sich beim Publikum und bei den Veranstaltern dafür, dass er so oft nach Würzburg kommen konnte. "Es ist eine enorme Chance, die ich hatte. In dieser Hinsicht bin ich ein glücklicher Mann", sagt er im DW-Interview. Am wichtigsten bei diesem Festival seien die menschlichen Begegnungen, beteuert Habib Koite. "Man trifft Menschen aus anderen Kulturen und man hat die Gelegenheit diesen Menschen Musik aus seiner eigenen Kultur vorzustellen", sagt der Musiker, der 1996 zum ersten Mal beim Africa Festival auftrat.

Ziel desAfrica Festivals ist es, die Musik des afrikanischen Kontinents nach Deutschland zu bringen. In 30 Jahren ist das rundum gelungen: Fast 7000 Künstler traten seit 1989 in Würzburg auf, unter anderen Musiklegenden wie Miriam Makeba und Papa Wemba.

Würzburg Africa Festival 2018
Die Band Daara J Family aus dem Senegal besuchte den Stand der Modedesignerin Rama Diaw (Mitte), ebenfalls aus dem SenegalBild: DW/A. Gensbittel

Wiedersehen in Würzburg

Mit großen Stars wie Angélique Kidjo aus Benin, Lokua Kanza aus der Demokratischen Republik Kongo, Fatoumata Diawara aus Mali, Daara J Family aus dem Senegal und Alpha Blondy aus der Elfenbeinküste bot die diesjährige Ausgabe ein "Best Of" der letzten Jahrzehnte. "Weder in Paris, noch in London oder in irgendeiner anderen großen westlichen Hauptstadt, von Afrika ganz zu schweigen: Nirgendwo anders gibt es ein so wichtiges Festival für afrikanische Musik", sagt Manu Dibango, Schirmherr des Events. Der renommierte Saxophonist und Jazzmusiker aus Kamerun war schon bei der ersten Ausgabe dabei und seitdem alle fünf Jahre in Würzburg zu Gast.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der am Donnerstag das viertägige Festival offiziell eröffnete, würdigte die Bemühungen der Veranstalter, die Vielfalt der afrikanischen Kulturen zu zeigen. Diese Vielfalt verkörpert zum Beispiel Dobet Gnahoré aus der Elfenbeinküste. Die Musikerin und Tänzerin will die verschiedensten Traditionen und Rituale Afrikas auf der Bühne präsentieren. Dafür singt sie in vielen afrikanischen Sprachen wie Bete, Fon, Wolof, Kisuaheli, Malinke und Lingala. "Über unsere Sprachen zu reden ist der Weg, den ich gefunden habe, um den Reichtum unseres Kontinents zu zeigen", erklärt die Musikerin.

Africa Festival in Würzburg Dobet Gnahoré
Sängerin Dobet Gnahoré möchte afrikanische Traditionen vermittelnBild: DW/A. Gensbittel

"Eine Oase mitten in Deutschland"

Für viele Afrikaner, die in Deutschland leben, ist das Africa Festival in Würzburg ein fester Treffpunkt und ein Stück Heimat in der Fremde. Zum Beispiel für Facko Traoré aus Mali. Er wohnt seit über 20 Jahre in Deutschland und kommt regelmäßig mit seiner Frau hierher. "Das Africa Festival ist für mich eine Oase mitten in Deutschland", erzählt er. "Dazu kommt auch, dass mein Land, Mali, viele große Sänger und Musiker nach Würzburg schickt. Somit fühle ich mich hier zu Hause."

Das Festival zieht aber nicht nur Besucher mit einem Bezug zu Afrika an. Reggae- und Soul-Künstler Patrice ist in der deutschen und internationalen Szene bekannt, sein Vater stammte aus Sierra Leone. Er bezeichnet das Festival auch als eine Art Volksfest: "Ich glaube, dass man hier stolz ist, das größte Afrika-Festival Europas zu haben, und dass auch Leute, die sonst nichts mit Afrika zu tun haben, hierher kommen und sich den Markt anschauen und das cool finden." Neben der Musik finden die Besucher Kunsthandwerk, kulinarische Spezialitäten und Mode aus verschiedenen afrikanischen Ländern, außerdem Fotoausstellungen, ein Programm für Kinder und Informationsstände.

Würzburg Africa Festival 2018  Manu Dibango
Der 84-jährige Manu Dibango aus Kamerun ist Schirmherr des FestivalsBild: DW/A. Gensbittel

Afrikanische Musik weckt das Interesse für Afrika

Musiker Patrice beobachtet, dass das Interesse für afrikanische Musik wächst, zum Beispiel durch den Musikstil Afrobeats. Die westafrikanische Popmusik sei nicht mehr nur für Afrika-Fans etwas, sondern für alle Leute, die Popmusik oder Mainstream-Musik gut fänden, sagt Patrice. "Und ich glaube, dass das zur Folge haben wird, dass sich Leute stärker für Afrika interessieren werden, die sonst keine Afrika-Fans sind."

Das ist seit 30 Jahren ein Anliegen der Veranstalter. Sie ziehen eine positive Bilanz des diesjährigen Festivals - vom guten Wetter über die Stimmung bis hin zu den Besucherzahlen. Mit einem Teil der Einnahmen wollen sie soziale Projekte unterstützen, die Bildung und Kultur in Gambia und Guinea fördern.